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wieder zufrieden, erquickt und erfrischt wird; sie verjaget den Geist
der Praurigkeit, vie man an König Saul siebet. Die Jugend soll
man stets zu dieser Kunst gewöbnen; denn sie macht feine und ge—
schickte Leute.“
Gustav Freytag. (Doktor Luther.)
196. Drangsale der Stadt Goldberg im Dreißig—
jährigen Kriege.
1. Nach der Schlacht am Weißen Berge bei Prag im Jahre
1620 ging Kaiser Ferdinand II. daran, in Schlesien die evan—
gelische Lehre wieder auszurotten. Da schlossen die Häupter der
Evangelischen in Schlesien, die Herzöge von Liegnitz, Brieg und
Ols, mit dem Kurfürsten von Sachsen ein Bündnis zum Schutze
ihrer Religionsfreiheit.
2. Dieser Verbindung trat der kaiserliche Feldherr Wallen—
stein entgegen. Am 4. Oltober 1633 erschien eine Abteilung
seines Heeres vor Goldberg. Als die vor die Tore der Stadt
befohlenen Ratsherren herauskamen, wurden sie überfallen, ihrer
Kleider beraubt, mit Stricken um den Hals an die Pferde ge—
bunden und unter den ärgsten Mißhandlungen auf die Stadt
zu geschleppt. Als dies die Bürger von den Wällen aus sahen,
schlossen sie die Tore und zogen die Brücken auf, um sich zu
retten. Bald wurden von den Soldaten Wallensteins die Tore
gewaltsam geöffnet, und Goldberg wurde als eine eroberte Stadt
zwei Tage lang furchtbar geplündert. Durch die ausgesuchtesten
Martern zwang man die unglücklichen Bewohner, verborgene
Wertgegenstände zu zeigen. In einer Beschreibung dieser Plün—
derung, welche kurz nachher gedruckt wurde, heißt es:
„Es wurden vielen die Köpfe mit knotigen Stricken ge—
rüttelt und gedrehet, daß ihnen die Augen aus dem Kopfe
gegangen, vielen brennende Schwefellichter unter die Nägel ge—
schoben und auf die nackte Haut des Leibes geworfen, vielen
mit Pistolstecken die Daumen eingeschraubt, zerbrochene, spitzige
Stöcke in die Hälse gestoßen, vielen der Leib mit Mistpfützen
und andrer Unsauberkeit angefüllt. Viele wurden in die Brunnen