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schlesischen Piasten aus seinem Brieger Schlosse hinaus, um ihn in
der Liegnitzer Fürstengruft zu bestatten. 66 Jahre später erkämpfte sich
Friedrich der Große das Erbe der Piasten mit dem Schwerte.
George Nesekiel. (Das liebe Dorel.)
2. Luise Heuriette, Kurfürstin von Brandenburg.
An allen Unternehmungen Friedrich Wilhelms des Großen Kurfürsten
hatte seine erste Gemahlin, Luise Henriette von Oranien, Tochter des Erb—
statthalters der Niederlande, den innigsten Anteil. Wie Friedrich Wilhelm
das Vorbild eines weisen Landesvaters darstellte, so bildete sie das
Muster einer edlen und tugendsamen Landesmutter. Luise besaß eine
herzgewinnende Freundlichkeit und einen sehr hellen Verstand. Oft mil—
derte sie den heftig aufbrausenden Zorn des Kurfürsten und verhütete
übereilte Schritte. Sie begleitete ihren Gemahl auf allen Reisen, selbst
auf seinen Feldzügen, und stand ihm stets beratend und tröstend zur Seite.
Eine besonders gesegnete Wirksamkeit entfaltete die junge Kurfürstin in
Oranienburg, das früher Bötzow hieß, und in Neuholland, Dörfer, welche
ihr zu Ehren so genannt wurden. Hier sorgte sie mütterlich für ihre
Untergebenen und regte durch Viehzucht, Garten- und Ackerbau auf ihren
Besitzungen überall zu nützlicher Tätigkeit an. Sie berief aus ihrer Heimat
Gärtner und Bauern, daß sie den Brandenburgern als Muster und Lehrer
für den Ackerbau dienten. Sie ließ Zuchtrinder, ferner feine Obstsorten
und gute Gemüsearten aus Holland kommen, ließ die ersten Kartoffeln
anbauen und pflanzte kostbare Tulpenzwiebeln. Um alle Zweige der
Wirtschaft kümmerte sie sich und führte Buch darüber. Zu den Bauten
entwarf sie selbst Zeichnungen, in den Gartenanlagen wies sie selbst den
Bäumen ihre Plätze an. In die Teiche setzte sie Fische und überwachte
ihre Pflege. Zur besseren Verwertung der Milch legte sie eine Molkerei an.
Bei der Taufe ihres zweiten Sohnes stiftete die Kurfürstin in Oranien—
burg ein Waisenhaus, um armen, elternlosen Kindern eine Heimstätte zu
bieten. Fast täglich besuchte sie diese Kinder; sie liebte sie wie eine Mutter
und war der belebende Sonnenstrahl ihrer freudlosen Jugendzeit. Die
Kurfürstin war überhaupt eine Mutter der Armen und Notleidenden und
unterstützte sie mit vollen Händen; nicht selten versah sie den Dienst einer
barmherzigen Schwester und stand im Spital den Sterbenden bei. Dem
Schulunterrichte wandte sie gleichfalls ihre landesmütterliche Fürsorge zu;
durch sie wurde das Unterrichtswesen gefördert und die öffentliche Wohl—
tätigkeit durch Errichtung von Hospitälern und Waisenhäusern angeregt.
Sie verwendete auch viel Sorgfalt auf die Erziehung ihrer Kinder und
stellte tüchtige Lehrer an.