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Entsetzens aus und zerstreuten sich nach allen Seiten, um noch einen Aus—
gang zu finden. Es war keiner mehr. Viele stürzten sich aus Verzweiflung
in die Elster, um hindurch zu schwimmen; allein sie kamen fast alle in
dem tiefen Fluß um oder blieben in seinen sumpfigen Ufern stecken. Auch
einige der Feldherren, die noch zurück waren, sprangen mit ihren Pferden
in das Wasser, um der Gefangenschaft zu entgehen; aber einer der ersten,
der polnische Fürst Poniatowski, den Napoleon noch eben zum franzö—
sischen Marschall gemacht hatte, ertrank in dem Flusse; Macdonald ent—
kam. Unter denen, die gefangen wurden, waren Reynier, Bertrand und
Lauriston.
5. An diesem Tage verlor Napoleon noch mehr als in den Tagen
der Schlacht. Über 15000 waffenfähige Krieger, die durch das Sprengen
der Brücke abgeschnitten waren, wurden gefangen, und 25000 Verwundete
und Kranke blieben noch der Gnade der Sieger überlassen. Eine unüber—
sehbare Menge Kanonen und Wagen war bei der Stadt stehen geblieben;
auf der Allee allein standen 105 Kanonen zusammengefahren. Gegen 400
derselben und 1600 Wagen sind in diesen Tagen erbeutet worden; es war
ein Trümmerhaufen, wie ihn die Geschichte selten aufzuweisen hat.
Nach ein Uhr zogen Alexander und Friedrich Wilhelm mit ihrem
Gefolge unter lautem Siegesgruß ihrer tapfern Scharen und dem
Freudengeschrei der Einwohner in die nun errettete Stadt ein. Wenige
Stunden nachher kam auch der Kaiser Franz, und es war ein großer
Anblick, als sich die drei nun die Rechte reichten und zu der Errettung
Deutschlands und der Begründung einer neuen Ordnung in Europa Glück
wünschen konnten.
Eriedrich Kohlrausch. Deutsche Geschichte.)
214. Der gute Kamerad.
1. Ich hatt' einen Kameraden,
einen bessern find'st du nit.
Die Trommel schlug zum Streite,
er ging an meiner Seite
in gleichem Schritt und Tritt.
2. Eine Kugel kam geflogen.
Gilt's mir, oder gilt es dir?
Ihn hat es weggerissen,
er liegt mir vor den Füßen,
als wär's ein Stück von mir.
3. Will mir die Hand noch reichen,
derweil ich eben lad'.
„Kann dir die Hand nicht geben,
bleib du im ew'gen Leben
mein guter Kamerad!“
Ludwig Uhland.