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Worauf mein Fritz vom Stuhbl ersteht,
die Hände faltet zum Gebet,
und weil sein Kopf noch stark zerstreut,
10 gibt's, wie der Geist ihm just gebeut,
spricht; „Lieber Gott, magst rubig sein,
fest stebt und treu die Wacht am Rheinl!
Amenm.“
Raxrl Gerok.
41. Aufopfernder Heldenmut eines branden—
burgischen doldaten.
1. Als der Grobe Kurfürst am 18. Juni 1675 bei Fehrbellin die
Schweden aufs Haupt geschlagen hatte, suchte er ihre durch diesen
glänzenden Sieg hervorgerufene Bestürzung zunächst zur Eroberung
des Herzogtums Pommern zu benutzen, dessen feste Städte gröbten-
teils noch in schwedischen Händen waren. Verschiedene Heeres-
abteilungen wurden gleichzeitig zur Eroberung dieser Plätze be—
stimmt. Der Generalleutnant v. Görtzke rückte in Ausführung
eines solchen Auftrages vor die Stadt Demmin, die eine starke
schwedische Besatzung hatte und durch einen festen Wall und einen
tiefen, moorigen Wassergraben geschützt war. Görtzke beschlob,
diese Feste womõglich dureh Überrumpelung zu nehmen, und hatte
eine stürmische, dunkle Nacht zur Ausführung dieses kühnen Vor-
habens auserseben. Fünfundzwanzig Dragoner, geführt von dem
Wachtmeister Jobst Bertram, waren freiwillig vorgetreten, um das
Unternebhmen zu wagen. Es kam darauf an, eine über den Graben
geschobene Planke zu überschreiten, den Wall zu erklettern, die
Torwache niederzumachen und den inzwischen drauben versammel-
ten Truppen die Tore zu öffnen.
2. Um elf Uhr abends führte Jobst Bertram in aller Stille seine
tapfern Fünfundzwanzig zu der Stelle, wo die Planke über den
Graben geschoben werden sollte. Die Schweden mubten, sollte
es gelingen, im Schlaf überfallen werden. TViefes, lautloses Schweigen
war daher die einzige Weisung, die jeder sich einzuprägen hatte.
Der alte Görtzke war selbst zugegen und gab das Zeichen zum
Hinüberschieben der Planke, was unentdeckt gelang. Der Wacht-
meister betrat sie zuerst und kam woblbehalten drüben an. Ihm