Full text: Mit 42 Abbildungen (Teil 2 = (4. und 5. Schuljahr))

58 — 
Worauf mein Fritz vom Stuhbl ersteht, 
die Hände faltet zum Gebet, 
und weil sein Kopf noch stark zerstreut, 
10 gibt's, wie der Geist ihm just gebeut, 
spricht; „Lieber Gott, magst rubig sein, 
fest stebt und treu die Wacht am Rheinl! 
Amenm.“ 
Raxrl Gerok. 
41. Aufopfernder Heldenmut eines branden— 
burgischen doldaten. 
1. Als der Grobe Kurfürst am 18. Juni 1675 bei Fehrbellin die 
Schweden aufs Haupt geschlagen hatte, suchte er ihre durch diesen 
glänzenden Sieg hervorgerufene Bestürzung zunächst zur Eroberung 
des Herzogtums Pommern zu benutzen, dessen feste Städte gröbten- 
teils noch in schwedischen Händen waren. Verschiedene Heeres- 
abteilungen wurden gleichzeitig zur Eroberung dieser Plätze be— 
stimmt. Der Generalleutnant v. Görtzke rückte in Ausführung 
eines solchen Auftrages vor die Stadt Demmin, die eine starke 
schwedische Besatzung hatte und durch einen festen Wall und einen 
tiefen, moorigen Wassergraben geschützt war. Görtzke beschlob, 
diese Feste womõglich dureh Überrumpelung zu nehmen, und hatte 
eine stürmische, dunkle Nacht zur Ausführung dieses kühnen Vor- 
habens auserseben. Fünfundzwanzig Dragoner, geführt von dem 
Wachtmeister Jobst Bertram, waren freiwillig vorgetreten, um das 
Unternebhmen zu wagen. Es kam darauf an, eine über den Graben 
geschobene Planke zu überschreiten, den Wall zu erklettern, die 
Torwache niederzumachen und den inzwischen drauben versammel- 
ten Truppen die Tore zu öffnen. 
2. Um elf Uhr abends führte Jobst Bertram in aller Stille seine 
tapfern Fünfundzwanzig zu der Stelle, wo die Planke über den 
Graben geschoben werden sollte. Die Schweden mubten, sollte 
es gelingen, im Schlaf überfallen werden. TViefes, lautloses Schweigen 
war daher die einzige Weisung, die jeder sich einzuprägen hatte. 
Der alte Görtzke war selbst zugegen und gab das Zeichen zum 
Hinüberschieben der Planke, was unentdeckt gelang. Der Wacht- 
meister betrat sie zuerst und kam woblbehalten drüben an. Ihm
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.