Full text: Mit 51 Abbildungen (Teil 2 = (4. und 5. Schuljahr), [Schülerband])

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Und glaubt ihr nicht, daß das brave Pferd, welches tagtäglich so 
unverdrossen arbeitet, auch im Frühling Sehnsucht nach der grünen Weide 
bekommt? — Dort konnte es vor langer Zeit als kleines Füllen so lustig 
bei seiner Mutter umherspringen. 
Ihr freut euch doch gewiß alle auf die schöne Ferienzeit. Dann könnt 
ihr jeden Tag im Freien spielen. Auch das gute, fleißige Pferd möchte 
dann und wann einen Ferientag haben. Führt es auf die Wiese, oder laßt 
es im Hofe frei umherlaufen. In gestrecktem Galopp jagt es dann in aus— 
gelassener Freude dahin mit stolz erhobenem Schweif und weit aufgeblähten 
Nüstern. 
Bietet doch alle Kräfte auf, liebe Kinder, um zu erreichen, daß keines 
unsrer lieben Tiere sich elend und unglücklich fühlt, wo alle Welt so froh 
und heiter ist. Und habt ihr selbst keine Haustiere und wohnt ihr noch dazu 
in der Stadt, dann benutzt die Gelegenheit, das oft so traurige Los der 
Tiere zu bessern, sobald ihr in den Ferien aufs Land kommt. 
Zeigt den Leuten überall durch euer gutes Beispiel, daß ihr die 
Tiere gut und freundlich behandelt, und sagt besonders euern Mitschülern, 
daß der schöne Frühling nicht nur für uns Menschen wiedergekommen ist, 
sondern daß auch unsre lieben Tiere so gut wie wir ein Recht haben, im 
Frühling froh und glücklich zu sein. 
75. Der Maikäfer. 
1. Das ist ein unbeholfener Bursch, macht keinen Diener und keinen 
Knicks vor den schönen, blühenden Bäumen und den lachenden Blumen, 
wenn er aus der Erde hervorkriecht. Er geht dir auch nicht aus dem 
Wege, wenn er dir entgegenfliegt. „Summ“, kommt er daher, und du 
vermutest nichts Arges, „tsch“, prallt er an deine Stirn, auf dein Auge, 
an deine Nasenspitze, alles einerlei! Da liegt er hernach auf dem Rücken 
an der Erde. Sieh nur, wie er zappelt! Sechs Beine hat er, streckt 
sie hin und her und kann doch nicht wieder auf die Füße kommen; endlich 
stemmt er seine Flügeldecken auf die Erde, da glückt es ihm. Nun will 
er wieder fortfliegen; das wird ihm sauer, er möchte wohl weinen. Aber 
was für possierliche Flügel hat das Tier auch! Da sehe ich keine leichten 
Federn wie beim Vogel, auch keine feine Haut wie beim Bienlein und 
der Mücke; da sind ja nur zwei harte, braune Schalen, so steif, als hätte 
sie ihm der Tischler aus Holz gemacht oder der Drechsler aus Horn. 
Damit soll er das Fliegen schon lassen; aber es sind auch nur die Flügel—
	        
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