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Vater. Alles ist so, wie ich sage. Hört nur weiter! Wenn die
Brüder und Schwestern zusammenkommen wollen, so müssen immer die
Schwestern herunterkommen; denn die Brüder können nicht hinauf zu ihnen
steigen.
Karl. Du sagtest ja doch, die Brüder könnten lausen und springen;
können sie denn nicht auch die Treppe hinaufsteigen?
Vater. Ihr Haus hat gar keine Treppe; drum bleibe» sie lieber
unten auf der Erde.
Fanni. Wie kommen aber die Schwestern hinauf?
Vater. Das kann ich dir nicht so recht sagen; vielleicht sagst du es
mir später einmal.
Georg. Bei den Spaziergängen springen also wohl die Schwestern
herunter?
Karl. Wie kann man denn von einem ganzen Stockwerk herunter¬
springen.
Georg. Oder klettern sie herunter?
Karl. Vielleicht an Leitern — an Strickleitern!
Vater. Alles nichts. Droben bleiben sie.
Fanni. Und gehen doch mit spazieren?
Philipp. Nein, das ist nicht möglich!
Vater. Und doch ist es so. Denn die Brüder tragen das ganze
Haus mit sich fort, und die Schwestern bleiben oben und lassen sich spa¬
zieren tragen. — (Die Kinder lachen.)
Henriette. Aber, Vater, ein Haus kann doch niemand tragen.
Philipp. Die Brüder müssen rechte Riesen sein, wohl noch größer
und stärker als der Riese Goliath, von dem du uns neulich erzählt hast,
den der kleine David totwarf.
Vater. Die Brüder sind nicht einmal so groß als du, Philipp.
Fanni. Dann muß das aber ein kleines Häuschen- sein.
Georg. Und die Schwestern sind gewiß auch recht klein.
Vater. Noch kleiner als die Brüder.
Karl. Vater, wenn du nicht immer von Brüdern und Schwestern,
von Knaben und Mädchen sprächest, so würde ich fast glauben, daß du
Schnecken meinst; die tragen ja auch ihr Haus mit sich fort.
Fanni. Ist denn das Haus so groß als ein Schneckenhaus?
Vater. Viel größer.
Fanni. Jst's vielleicht gar so groß als unser Haus hier, in dem
wir wohnen?
Vater. O, lange nicht so groß. Und dann will ich euch nur sagen:
die Brüder und Schwestern, die Knaben und Mädchen, von denen ich euch
erzählte, wohnen auch eigentlich nicht in ihrem Hause, sondern nur an
demselben.