212
b. Suchst du sprudelnde Quellen, die einen Labetrunk geben könnten da,
wo die Sonnenstrahlen auf das matte Grasfeld brennen? Wohl findest du vom
Wellenschlage zerrissene Ufer, wohl tiefe Einbrüche des Meeres, die sich oft in
langen Krümmungen weit ins Land hinein erstrecken, als wollten sie es in noch
kleinere Stücke zerteilen, um seiner leichter Herr zu werden. Wohl gibt es stehende
Lachen, einen Nachlaß der letzten Überschwemmung zur Erinnerung, daß das
Land schon halb dem Ozean gehöre und ihm bald ganz zufallen werde, —
aber Trinkwasser? Auf der Werfte wird ein Behältnis ausgegraben und
ringsum mit Grassoden ausgesetzt; dahin mag sich Regenwasser von obenher
Wohnhaus einer nordfriestschen Hallig.
sammeln oder von den Seiten durchsickern. Es dient den Schafen zur
Trünke und ihren Herren zur Bereitung ihres Tees, obwohl es von dem
mit Meersalzteilen durchdrungenen Boden den widerlichsten Geschmack ange⸗
nommen hat, der es für den nicht daran Gewöhnten ungenießbar macht.
Vielleicht bringt auch gar einmal ein Boot ein Tönnchen Wasser mit vom
festen Lande, und in den Zeiten der Dürre kann solche Zufuhr zur dringend⸗
sten Notwendigkeit werden.
6. Eine Freude hat aber doch wohl der Halligbewohner: das muntere
Treiben eines täglichen und reichen Fischfangs ? Nein, nicht einmal den schönen
Anblick eines in hellen, grünlichen Wellen flutenden Meeres hat er. Ein widriges,