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sang, und meine lampenhelle, warme Gesindestube bot ost das erquick-
lichste Bild eines friedlichen, man könnte fast sagen familienhaften
Zusammenlebens, so daß ich ost und gern darin geweilt habe.
Mit dem Schlage zehn begibt sich alles zur Ruhe, und tiefe Stille
herrscht alsdann im ganzen weiten, sonst so rührigen Hause. Nur
die gute, sorgsame Mutter macht noch einen späten Rundgang durch
die Rãume, überall nach Feuer und Licht schauend. Ein Mutterauge
ist scharf und wacht gern am längsten.
Das ist ein Tag auf dem Marschhofe — ein Stück norddeutschen
Bauernlebens.
ermann Allmers. Marschenbuch.)
142. Auf der Bahn.
Man hat unterwegs immer etwas zu sehen, auch in der
„schrecklich langweiligen“ und „furchtbar einförmigen“ norddeutschen
Ebene. Mir wenigstens ist es, venn ich auf der Bahn über sie hin-
fahre, als durchblätterte ich ein Bilderbuch, in dem ein anziehendes
Bild auf das andre folgt.
Sind die Wiesen nicht immer hübsch anzuseben mit dem
bunten Vieh darauf? Und auf den Peldern ist stets etwas zu beob-
achten, nicht das wenigste um die Zeit, da die Ernte vor sich gebt.
Auf einem Pelde steht schon das Korn in Hocken, zwischen denen
die Krähen aufmerksam umbergehben, als musterten sie den PErtrag;
auf einem andern vwird aufgeladen und eingefahren. Die Stoppeln
bezieht schon eine Schar der schönen schneeweißen Vögel, deren
ehrenvoller Beruf es ist, sich mit Eleiß und Beharrlichkeit allmählich
zu Bratgänsen auszubilden.
Dann kommt ein Peld, das eben erst gemäht wird. Wäbrend
der Zug vorbeigeht, läbt der Schnitter einen Augenblick die Sense
rxuhben; auch die Binderin, halb gebückt und die Arme voller Halme,
bält in der Arbeit inne und blickt nach dem Zuge bin. Aber am
lustigsten siebt es doch auf dem Rübenfelde aus, wenn die ganze
lange Reihe der hackenden Prauen beim Naben des Zuges sich auf-
richtet und, eine kurze Pause machend, den Zug anstarrt. Sieht man
ihnen nach, so kann man noch bemerken, wie die ganze Reihe wieder
mit geschwungenen Hacken vornüberfällt.
VEin andres Peld vwird schon wieder gepflügt. Kommt der
Ackerer mit dem Gespann in die Nähbe der Bahn, wähbrend gerade
ein Zug herantost, so hält er seine Tiere an. Sie erschrecken leicht
vor dem vorübersausenden Ungetüm. Sieh, da werden zwei Pferde