Object: [Teil 1, Unterstufe] (Teil 1, Unterstufe)

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III. Die Krankenversicherung. 
1. Wie sab es vor dem besetz in einer Arbeiterfamilie aus, 
wenn der Crnäbrer krank und erwerbsunfähig wurde. 
A. Berufs- und Bürgerkunde. 
Mit wenig Ausnahmen seid Ihr alle in der Krankenkasse 
versichert. Damit Ihr den Segen dieser Einrichtung recht er¬ 
kennen könnt, müssen wir uns in die Zeit zurückversetzen, in der 
es noch keine Krankenversicherung gab, müssen uns vor Augen 
führen, wie es damals in der Familie eines verheirateten Ar¬ 
beiters oder Gesellen aussah, wenn dieser erkrankte und erwerbs¬ 
unfähig wurde. 
Heute wird in solchen Fällen sofort der Arzt geholt; denn 
die Krankenkasse gewährt bekanntlich freie ärztliche Behandlung, 
freie Arznei und Heilmittel. Früher mußte der Erkrankte ärzt¬ 
liche Behandlung und Arznei selber bezahlen. Da ist er nicht 
immer gleich zum Arzt gegangen. Im Gegenteil, er schob diesen 
Gang immer wieder hinaus und nahm in den meisten Fällen 
ärztliche Hilfe erst in Anspruch, wenn es zu spät war, wenn die 
Krankheit so weit vorgeschritten war, daß der Arzt auch nicht 
mehr helfen konnte. 
Das ist anders geworden. Da die Krankenkasse den Arzt 
und die Arznei bezahlt, wird der Arzt zu Beginn der Krankheit 
gerufen, zu einer Zeit also, wo er in den meisten Fällen noch 
helfen kann. 
In der Tat ist die Sterblichkeit in Deutschland seit Inkraft¬ 
treten des Krankenversicherungsgesetzes stark zurückgegangen. Im 
Jahre 1880 starben in unserem Vaterlande von 10O0 Personen 
21, im Jahre 1909 nur noch 18. Eine gewaltige Abnahme der 
Sterblichkeit, die neben anderen segensreichen Einrichtungen auch 
der Krankenversicherung zu danken ist. 
Aber nicht allein Arzt und Apotheke waren bei der Erkran¬ 
kung des Familienhauptes zu bezahlen. Außer ihm waren auch 
noch seine Frau und seine Kinder da. Die waren gesund und 
hatten gesunden Appetit. Ihr Lebensunterhalt erforderte nach 
wie vor täglich Ausgaben. Es wurde also Geld nur immer aus¬ 
gegeben, aber es wurde kein Geld eingenommen. 
Nehmen wir nun den günstigsten Fall an, nämlich, daß der 
Arbeiter einige Ersparnisse gemacht hatte. Was war mit diesen 
gar bald geschehen? Sie waren verbraucht, waren aufgezehrt! 
Da war kein Geld mehr da, den Arzt und die Arznei zu be¬ 
zahlen, Lebensmittel zu kaufen, für die nötige Instandhaltung
	        
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