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7. Waren die Männer ausgezogen zur Jagd oder in den Krieg, so
besorgten unterdes daheim die Frauen, Töchter und Knechte die Haus- und
Feldarbeit. Die Weiber webten und schneiderten, ernteten und buken
unter Beihilfe der leibeigenen Knechte. Einen besondern Handwerkerstand
gab es nicht; die Leibeigenen verstanden die nötigsten Handwerke; sie
gruben, schmolzen und verarbeiteten die Metalle, drehten Seile und strickten
Netze, schnitzten Bogen, Pfeile und Lanzenschäfte, gerbten Leder und
verarbeileten es und brauten berauschendes Bier. Sie durften keine
Waffen führen und hatten kein Eigentum, konnten verkauft und verschenkt
werden, hatten es aber sonst gut. Reiche Grundbesitzer teilten kleine
Stücke Landes an Arme und an brave Knechte aus, die ihnen dafür einen
Teil ihrer Ernte, Hühner, Eier und Gänse abgeben und auch Arbeit ver—
richten mußten. So war es damals wohl ganz anders als jetzt, aber
gewiß nicht besser, und Reiche und Arme, Angesehene und Niedere, Herren
und Knechte, Glückliche und Unglückliche gab es auch schon.
8. Unser Bild zeigt die glückliche Heimkehr eines freien Mannes mit
seinen Genossen von der Jagd. Eben sind sie durch die einfache Pforte
in den Hofraum getreten. Der Hausherr trägt das erlegte Wild an
seinem Speere. Die Hausfrau begrüßt sie und hält dem Vater den
jüngsten Knaben, der froh jubelnd seine Händchen ausstreckt, entgegen.
Das andre Söhnchen an der Seite der Mutter schenkt dem freudig bellenden
Hunde seine Aufmerksamkeit. Die ältere Schwester hat fleißig mit der
Spindel Garn gesponnen; jetzt aber freut sie sich der glücklichen Rückkehr
der Männer und ihrer Beute.
Eine Magd bringt einen Eimer voll Wasser von der nahen Quelle,
während eine andre auf dem Mahlsteine Körner zu Mehl reibt. Ein
Sklave trägt ein Bündel Holz ins Haus zum Herde, und bald wird am
lustigen Feuer den Hungrigen ein Mahl bereitet sein. Dann werden die
Jäger, am Herde sitzend, den Frauen erzählen, was sie heute erlebt haben;
das Trinkhorn, mit Met gefüllt, wird geleert werden, bis endlich alle auf
dem einfachen Lager — der Hausherr auf dem weichen Bärenfell — sich
zur Nachtruhe niederlegen. Gottlob Schurig. Originalartilel.)
183. Das Grab im Busento.
1. Nächtlich am Busento lispeln bei Cosenza dumpfe Lieder;
aus den Wassern schallt es Antwort, und in Wirbeln klingt es wider.
2. Und den Huß hinauf, hinunker ziehn die Schakten tapfrer Goten,
die den Alarich beweinen, ihres Volkes besten Toten.