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Kind mit dem Blumenstrauß in der Hand. Aber die Kaiserin muß wohl
auch in den Augen des Mägdleins eine große Majestät gewesen sein;
denn als nun das Kind seine Verse hersagen soll, da bleibt das Wort in
der Kehle stecken und will nimmer heraus. Nur der Blumenstrauß hält
eine stumme Rede vor der Kaiserin, die Kindesaugen aber sehen ängstlich
zu Boden und blicken um sich und finden doch kein einziges Wörtlein.
Da uneigt sich die Kaiserin zu dem Mägdlein, nimmt ihm den Blumen—
strauß aus der Hand und spricht in freundlichem Tone: „Ei, den schönen
Blumenstrauß willst du mir schenken? — So will ich dir — das Gedicht
schenken.“ Und sie streichelt dem Kinde die glühende Wange.
Ernst Evers.