Full text: (Für das 2. und 3. Schuljahr) (Teil 1, [Schülerband])

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so oft hin und her. Sieh nur! er ist gar zu aufmerksam und 
dreht seinen Kopf bald rechts, bald links und guckt dann wieder 
so bedachtsam in die Furche. — Aha, da haben wir es! Ein 
Mäuschen hat er erwischt. Dummes Tierchen, daß du gerade 
jetzt aus deiner Wohnung schlüpfen mubtest! Wie es winselt! 
MWer darum bekümmert sich der Rabe nicht; er läbt es sich 
herrlich schmecken, und schon ist er damit fertig. Ein paar 
Engerlinge nimmt er auch noch zu sich und — schon wieder 
ein Mäuschen! Das heibe ich einen Appetit! Wenn das den 
ganzen Tag so fortgeht, so äann er was zusammenbringen. — 
Dort sitzt ein anderer auf einem Pfahl am Wege und verdaut 
wahrscheinlich die genossene Mablzeit. Er ist, sehr vorsichtig 
und läßt niemand nahe kommen; denn die Raben sind für ihr 
Leben gar sehr besorgt. Ei, was der für eine Stimme hat! Schõn 
ist sie nicht, das könnte ich nicht sagen; aber laut ist sie, dabß 
einem die Ohren gellen. 
2. Nun, was ist das mit einem Male für ein Geschrei, und wo 
ist diess Menge Raben so plötzlich hergekommen? Ist ein Streit 
ausgebrochen? Die Burschen sind ja toll und wütend und fliegen 
wie besessen umher. So sol ein Raubvogel verursacht den Lärm. 
Ein Glück für ihn, dab er so hoch fliegen kann, und daß seine 
Peinde ihm nicht so weit nachfliegen können! Hui, wie sie 
grimmig auf ihn losschiehen und ihm eins zu versetzen suchen! 
Pr weicht aber geschickt aus. — Jetzt ist der Zorn abgekũhlt, und 
sie zerstreuen sich nach und nach. 
3. In den Gipfeln hoher Bäume bauen die Raben das Nest 
aus Reisern, Baumwurzeln, Dornzweigen und füttern es mit Moos, 
Wolle, Fedeèrn und Haaren. Dahinein legen sie drei, vier, fünf 
grünliche, braungefleckte Eier. Kommt der Winter, so machen 
Sie Besuche in Dörfern und Städten; nicht aber, um sich nach 
dem Befinden der Einwohner zu erkundigen, sondern um etwas 
für ihren Magen zu holen. Schlachtet ein Bauer, so zeigen die 
Raben eine grobe Teilnabme an diesem Ereignisse. Können sie 
keinen Bissen erwischen, so ergötzen sie sich doch wenigstens 
am Geruch; denn riechen können sie, obgleich ihre Nasenlöcher 
mit Borsten verdeckt sind. Mit dem Frühjahre ziehen sie wieder 
ab, ohne Abschiecd zu nehmen. J. G. L. Walther. 
263. Dĩe Lerehe. 
1. Das Lerchlein in den Lüften schwobt 
und singt den Himmel an; 
vom grünen Feld es sich erhebt 
und tröst't den Ackersmann.
	        
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