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318. Wie die Schlüsselblume entstanden ist.
Daß der heilige Petrus die Schlüssel zur Himmelspforte hat und
niemand in den Himmel einläßt, der's nicht verdient, weiß jedes
Kind. Einmal wurde ihm gemeldet, einige Unholde hätten sich Nach—
schlüssel zur Himmelstür angefertigt. Das war nun freilich ein großer
Schrecken! Und Petrus enssetzte sich so sehr, daß er in der ersten
Aufregung sein Schlüsselbund zur Erde fallen ließ. Ein Engel mußte
es wiederholen. An der Stelle aber, wo das Bund die Erde berührt
hatte, entstand die Schlüsselblume. Sie ist zur Erinnerung an die
Begebenheit geblieben, und man nennt sie Himmelsschlüssel oder auch
Petersschlüssel. Oskar Dähnhardt nach Franz Söhns.
319. Der Frühling als König.
Der Frühling schlief am eis'gen Bach,
da küßte ihn die Sonne wach
aus seinen tiefen Träumen.
Schnell wirft er ab sein Winterkleid,
ber tut sich um ein neu Geschmeid'
und lenket sonder Säumen
den Blütenwagen durch die Luft,
umwogt von süßem Blumenduft,
umschwirrt von muntern Klängen.
10 Viel Boten fliegen vor ihm her,
kein König hat auf Erden mehr.
Das ist ein buntes Drängen!
Was atmen nur und fliegen kann,
das schließt sich ja dem Zuge an,
1ß es klingt wohl tausendtönig:
„Der Lenz ist unser König!“
Der Käfer und der Schmetterling,
sie kriechen aus und folgen flink;
die Wespen und die Bienen,
sie kommen, ihm zu dienen.
Aus allen Ländern, fern und nah,
sind schon die Abgesandten da;
zu seinem Ruhme melden
sich alle Sangeshelden.
26 Sie jubeln in den Wald hinein:
Erwacht nun, all' ihr Blätterlein,
und breitet aus ein lieblich Zelt
dem besten König in der Welt!
O, kommt herbei jetzt, jung und alt,