Full text: (Für das 2. und 3. Schuljahr) (Teil 1, [Schülerband])

Bruder, der ein Handwerk gelernt hat, möchte diesen Herbst 
noch Meister werden und braucht dazu diese Summe. Der 
Vater aber kann nichts beisteuern, weil er selbst nur ein Tage⸗ 
löhner ist. Auch wollen wir treu und tüchtig arbeiten und 
begehren keinen Pfennig, den wir nicht verdienen werden.“ 
2. Dieser Versicherung glaubte der Gutsbesitzer, und die 
Brüder hielten Wort, als er auf ihre Forderung eingegangen 
war. Des Morgens waren sie die ersten und des Abends die 
letzten auf dem Felde. Wenn sie nach Hause gekommen waren, 
und die andern schon auf der Streu lagen, gingen sie noch 
an die eine und die andere Arbeit im Hofe. Als aber die 
vier Wochen um waren, ließ sie der Gutsbesitzer zu sich kom— 
men, zählte die funfzehn Taler auf und sagte: „Das ist für 
euern Bruder, und das — er legte einen Zehntaler⸗Schein 
dazu — noch etwas für euern alten Vater. Sagt ihm, daß 
ich ihm zu so wackern Söhnen, wie ihr seid, Glück wünsche, 
und daß er zu mir kommen möchte, wenn auch ihr euch an⸗ 
sässig machen wollt.“ 
Karl Stöber. 
13. Das versteinerte Brot. 
1. Es lebten einmal zwei Schwestern, von denen war die 
eine sehr reich, aber dabei hartherzig und boshaft, die andere 
aber hatte viele Kinder und nicht einen Bissen in ihren Mund 
zu stecken. An einem Sonntagmorgen nahm sie einen gelben 
messingenen Kessel, das einzige wertvollere Stück, das sie noch 
besaß, über den Arm und ging zu der reichen Schwester mit 
der Bitte, ihr darauf ein Brot oder etwas Korn zu leihen. 
Aber die hartherzige Schwester wies sie ab und sagte, sie hätte 
nichts im Hause. Als die andere aber dringend bat, schwur 
sie sogar, wenn sie etwas hätte, sollte ihr Brot gleich zu Stein 
werden. Weinend ging die Frau fort zu einem Manne, der 
so gutherzig war, ihr auf den Kessel einen Scheffel Weizen 
zu leihen. 
2. Unterdes kam der reichen Schwester Mann aus der 
Kirche zurück, und da ihn nach dem weiten Wege hungerte,
	        
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