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Kronen und Adlern gestickt. Das Zepter, ein Geschenk Peters des Großen,
war von Gold und Silber, mit Brillanten und Rubinen reich besetzt und
trug an der Spitze einen goldenen Adler mit ausgebreiteten Flügeln.
Hierauf begab sich der König, dem eine Krone für seine Gemahlin
vorangetragen wurde, in das Zimmer der Königin. Sophie Charlotte
trug ein mit Diamanten besetztes Kleid von Goldstoff. Ihr purpurner
Mantel hatte wie der ihres Gemahls einen breiten Besatz von Hermelin.
Als der König sich ihr genaht hatte, kniete sie auf ein Purpurkissen nieder,
und er setzte ihr die Krone auf das Haupt.
In ihrem Kronenschmuck begaben sich nun der König und die Königin
in den Krönungssaal und nahmen die Huldigung der Anwesenden ent—
gegen. Friedrich hatte den Titel König Friedrich J. in Preußen ange—
nommen.
5. Glockengeläute kündete den Beginn der gottesdienstlichen Feier an.
Vom Schlosse bis zur Kirche war der über den Schloßplatz führende Weg
mit rotem Tuch belegt. Reihen von Soldaten standen auf beiden Seiten;
hinter ihnen drängte sich die Menge. Unter einem kostbaren, von zehn
Kammerherren getragenen Baldachin begaben sich der König und die Königin
nach der Kirche, durchschritten ihren Mittelgang und ließen sich auf den
Thronsesseln nieder, die am Altar einander gegenüberstanden. Es erfolgte
die Salbung, worauf das Volk rief: „Amen, Amen! Glück zu dem
Könige! Glück zu der Königin! Gott verleihe ihnen langes Leben!“
Danach kehrte der Festzug wieder nach dem Schlosse zurück. Das rote
Tuch ward dem Volk überlassen.
6. Während der Hof und die geladenen Gäste Tafel hielten, wurde
auf dem Marktplatz die Bevölkerung auf mancherlei Art ergötzt. Ein
mit Rehen, Hasen, Geflügel und Würsten gefüllter Ochse war an einem
Spieße gebraten worden; er wurde der Menge preisgegeben, desgleichen
auch ein Riesenkuchen und viele Körbe voll Brezeln. Zwei kunstreich ge—
arbeitete Adler sprudelten roten und weißen Wein empor, und Silber—
münzen im Werte von 18000 Mark wurden unter das Volk geworfen.
Ferdinand Schmidt. Greußens Geschichte in Wort und Bild.)
191. Eine Tagfahrt König Friedrich Wilhelms J.
a) Eine Kassenrevision.
1. Es war an einem Julitage des Jahres 1730. Eine schwüle,
drückende Stille herrschte, wie sie großen Gewittern vorauszugehen pflegt,
und die Sonne sandte ihre Strahlen senkrecht von dem unbewölkten