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Degen neben ihn. Da stürmten die französischen Kürassiere heran,
aber sie sahen den Gefallenen nicht. Nicht lange, da brausten sie
zum zweitenmal vorüber, aber hinter ihnen preußische Husaren.
Graf Nostitz hielt einen von diesen an, und nun zogen sie schnell den
Heldengreis unter dem toten Pferde hervor und sehten ihn auf das
Pferd des Husaren. Es war die höchste Zeit, denn schon drangen
die feindlichen Reiter aufs neue vor. Die Schlacht war verloren.
Blücher aber sagte: „Wir haben Schläge gekriegt, doch wir müssen's
wieder gutmachen.“ Und zwei Tage darauf, bei Walerloo, war er
schon wieder an der Spitze und rief: „Vorwärts!“ Und frisch ging
es wieder vorwärts durch Regen und Sturm, bis der Sieg errun—
gen war.
Die Soldaten hingen an dem alten Blücher mit der größten
Liebe und Hingebung. Er forderte oft recht Schweres von ihnen,
aber er sorgte auch für sie wie ein Vater. Gewöhnlich nannte er
sie seine Kinder und sprach ganz zutraulich mit ihnen. Bei Water—
loo mußten sie in heftigem Regen auf sehr schlechten Wegen mit
Gepäck und Kanonen den Engländern und ihrem General Welling—
ton zu Hilfe ziehen. Da verzagten sie zuletzt; Blücher aber ie
„Vorwärts, Kinder, vorwärts! Es heißt wohl, es geht nicht, aber
es muß gehen. Ich hab' es meinem Bruder Wellington versprochen.
Ich hab' es versprochen, hört ihr wohl? Ihr wollt doch nicht, daß
euer alter General wortbrüchig werden soll?“ Und da ging es.
Blücher traf mit seinen Preußen noch rechtzeitig auf dem Schlacht⸗
felde ein. Die Franzosen wurden geschlagen, üeßen alles im Stich
und liefen eiligst davon.
Der alte Blücher war auch ein bescheidener Held. Wenige
Menschen sind so geehrt worden wie er; aber immer leukte er das
Lob von sich ab und wies darauf hin, daß Gott und seine braven
Offiziere und Soldaten das Beste getan hätten. Vor allen lobte
er den tüchtigen General Gneisenau, der in dem ganzen Kriege
sein Ratgeber gewesen war. Einmal fragte er in einer heitern
Gesellschaft, wie man seinen eigenen Kopf küssen könne. Niemand
wußte es. Da stand Blücher auf und gab dem General Gneisenau
einen herzlichen Kuß.
Am meisten ehrte König Friedrich Wilhelm III. den alten
Blücher. Nach dem Siege bei Leipzig ernannte er ihn zum Feld—
marschall, und nach dem ersten Einzuge in Paris erhob er ihn zum
Fürsten von Wahlstatt. Als der alte Held auf dem Sterbebelte lag,
reiste der König selbst zu ihm, um von ihm Abschied zu nehmen.
Blücher konnte schon nicht mehr sprechen; aber eine Trüne des Dan—
kes trat in sein Auge, als er seinen König erblickte.