Full text: [Teil 2 = Mittel- und Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Mittel- und Oberstufe, [Schülerband])

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den Stieftöchtern, was sie sich gewünscht hatten, und dem Aschen— 
brödel gab er das Reis von dem Haselbusch. Aschenbrödel dankte 
ihm, ging zu seiner Mutter Grab und pflanzte das Reis darauf 
und weinte so sehr, daß die Tränen darauf niederfielen und es be— 
gossen. Es wuchs aber und ward ein schöner Baum. Aschenbrödel 
ging alle Tage dreimal darunter, weinte und betete; und allemal 
kam ein weißes Vöglein auf den Baum, und wenn Aschenbrödel 
einen Wunsch aussprach, so warf ihm das Vöglein herab, was es 
sich gewünscht hatte. 
Wie die Vöglein dem Aschenbrödel halfen. 
Es begab sich aber, daß der König ein Fest anstellte, das drei 
Tage dauern sollte, und wozu die schönen Jungfrauen im Lande 
eingeladen wurden, damit sich sein Sohn eine Braut aussuchen 
möchte. Die zwei Stiefschwestern, als sie hörten, daß sie auch da— 
bei erscheinen sollten, waren guter Dinge, riefen Aschenbrödel und 
sprachen: „Kämm uns die Haare, bürste uns die Schuhe und mach 
uns die Schnallen fest; wir gehen zur Hochzeit auf des Königs 
Schloß.“ Aschenbrödel gehorchte, weinte aber, weil es auch gern 
zum Tanz mitgegangen wäre, und bat die Stiefmutter, fie möchte 
es ihm erlauben. „Du Aschenbrödel“, sprach sie, „bist voll Staub 
und Schmutz und willst zur Hochzeit? Du hast keine Kleider und 
Schuhe und willst tanzen?“ Als es aber mit Bitten anhielt, sprach 
sie endlich: „Da habe ich dir eine Schüssel Linsen in die Asche ge— 
schüttet; wenn du die Linsen in zwei Stunden wieder ausgelesen 
hast, so sollst du mitgehen.“ Das Mädchen ging durch die Hinter— 
tür nach dem Garten und rief: „Ihr zahmen Täubchen, ihr Tur— 
teltäubchen, all ihr Vöglein unter dem Himmel, kommt und helft 
mir lesen, 
die guten ins Töpfchen, 
die schlechten ins Kröpfchen!“ 
Da kamen zum Küchenfenster zwei weiße Täubchen herein und da— 
nach die Turteltäubchen, und endlich schwirrten und schwärmten 
alle Vöglein unter dem Himmel herein und ließen sich um die 
Asche nieder. Und die Täubchen nickten mit den Köpfchen und fin— 
gen an pick, pick, pick, pick, und da fingen die übrigen auch an pick, 
pick, pick, pick und lasen alle guten Körnlein in die Schüssel. Kaum 
war eine Stunde herum, da waren sie schon fertig und flogen alle 
wieder hinaus. Da brachte das Mädchen die Schüssel der Stief— 
mutter, freute sich und glaubte, es dürfte nun mit auf die Hochzeit 
gehen. Aber sie sprach: „Nein, Aschenbrödel, du hast keine Kleider 
und kannst nicht tanzen; du wirst nur ausgelacht.“
	        
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