50
schwind aus dem Taubenhaus hinten herabgesprungen und war zu
dem Haselbäumchen gelaufen. Da hatte es die schönen Kleider ab—
gezogen und aufs Grab gelegt, und der Vogel hatte sie wieder
weggenommen, und dann hatte es sich in seinem grauen Kittelchen
in die Küche zur Asche gesetzt.
Wie Aschenbrödel zum zweitenmal zur Hochzeit ging.
Am andern Tag, als das Fest von neuem anhub und die
Eltern und Stiefschwestern wieder fort waren, ging Aschenbrödel zu
dem Haselbaum und sprach:
„Bäumchen, rüttle dich und schüttle dich,
wirf Gold und Silber über mich!“
Da warf der Vogel ein noch viel stolzeres Kleid herab als am
vorigen Tag. Und als es mit diesem Kleid auf der Hochzeit erschien,
erstaunte jedermann über seine Schönheit. Der Königssohn aber
hatte gewartet, bis es kam, nahm es gleich bei der Hand und tanzte
nur allein mit ihm. Wenn die andern kamen und es aufforderten,
sprach er: „Das ist meine Tänzerin.“ Als es nun Abend war,
wollte es fort, und der Königssohn ging ihm nach und wollte sehen,
in welches Haus es ging; aber es sprang fort und in den Garten
hinter dem Haus. Darin stand ein schöner, großer Baum, an dem
die herrlichsten Birnen hingen. Es kletterte so behend wie ein Eich—
hörnchen zwischen die Äte, und der Königssohn wußte nicht, wo es
hin gekommen war. Er wartete aber, bis der Vater kam, und sprach
zu ihm: „Das fremde Mädchen ist mir entwischt, und ich glaube,
es ist auf den Birnbaum gesprungen.“ Der Vater dachte: Sollte
es Aschenbrödel sein? ließ sich die Ant holen und hieb den Baum
um, aber es war niemand darauf. Und als sie in die Küche kamen,
lag Aschenbrödel da in der Asche wie sonst auch; denn es war auf
der andern Seite vom Baum herabgesprungen, hatte dem Vogel
auf dem Haselbäumchen die schönen Kleider wiedergebracht und sein
graues Kittelchen angezogen.
Wie der Königssohn die rechte Braut fand.
Am dritten Tag, als die Eltern und Schwestern fort waren,
ging Aschenbrödel wieder zu seiner Mutter Grab und sprach zu dem
Bäumchen:
„Bäumchen, rüttle dich und schüttle dich,
wirf Gold und Silber über mich!“
Nun warf ihm der Vogel ein Kleid herab, das war so prächtig und
glänzend, wie es noch keins gehabt hatte, und die Pantoffel waren