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192. Der Landmann am Morgen.
1. Heraus aus dem Lager, der Hahn hat gekräht!
Schon singen die Vögel, und Morgenluft weht.
Seht, wie uns so freundlich das Morgenrot winkt
und rings in den Bächen der Sonnenstrahl blinkt!
2. Das Mieder vom Nagel, den Hut von der Wand!
Greift flink nach der Harke, den Spaten zur Hand!
Ihr Mädchen zum Garten, ihr Knechte aufs Feld,
und hurtig den Garten, den Acker bestellt!
Simon Widmann.
193. Die Scheune.
1. Im Sommer wurde die Scheune gefüllt. Die hochbela-
denen Erntewagen brachten den Erntesegen hinein. Sie
fuhren auf die Tenne, und die Garben wurden in die Räume
gelegt, die an den Seiten der Tenne liegen, eine über dlie
andre, bis hoch unter das Dach. Dieselben Männer, die in
der Ernte die schwersten Arbeiten verrichten, dreschen nun
im Winter die Garben aus und verdienen sich damit ihr Brot.
Sie binden die Garben auf, breiten sie auf der ganzen
Tenne in Scbiehten aus und schlagen mit den schweren
Dreschflegeln so lange auf die Ahren, bis die Körner heraus-
geflogen sind. Dann binden sie das Stroh wieder in grobe
Bunde oder Schütten. Das Stroh wird zu Häcksel geschnitten
oder dem Vieh untergestreut. Die Körner aber werden durch
eine Maschine von allen Hülsen und vom Staube gereinigt,
in Säcke gemessen und auf den Kornboden oder den Speicher
gebracht. Von da vandern sie in die Mühle oder auf den
Getreidemarkt; die besten aber werden zur Saat bestimmt.
2. An dem Eingang der Tenne stehen gewöhnlich noch
Brettèr aufrecht, damit nicht zu viele Körner auf den Hof
fliegen. Aber es springt doch noch manches Körnchen heraus,
und darum finden die Hühner, die Tauben und die Gäste
aus Feld und Wald hier einen woblgedeckten Tiseh.