241 —
für sich selbst brauchte der König sehr wenig; seine Lebensweise seine Kleidung
war höchst einfach. „Ich bin arm“ pflegte er zu sagen, „aber der Slat ist
reich; mein Schatz gehört nicht mir, sondern dem Staate.“ So half er mit
freigebiger Hand und unermüdlicher Fürsorge
dem gesunkenen Wohlstande seines Landes
wieder auf. Ja, er erhob durch Herbei—
ziehung von Ansiedlern, die ganze Strecken
wüstliegenden Bodens urbar machten, durch
Unterstützung der Gewerbthätigkeit und des
Handels durch Förderung der Rechtspflege
und der Volksbildung sein Land zu einer
Blüte, wie es sie vorher nie gekannt hatte.
Seinen Unterthanen war Friedrich ein
gütiger leutseliger Herr. Auch dem Geringsten
seines Volkes bewies er sich freundlich. Als
einst auf der Reise die Pferde gewechselt wurden,
drängte sich ein altes Mütterchen dicht an den
königlichen Wagen. „Was wollt Ihr ?“ fragte
der Kbnig. Nur Ew. Majestät Angesicht
sehen, sonst nichts weiter“ erwiderte die Alte.
Der König gab ihr einige Friedrichsd'or und
sagte: „Seht, liebe Frau, auf diesen Din—
gern könnt Ihr mich ansehen, so oft Ihr
wollt.“ — ZFreimüthige Reden nahm der
König nicht übel, auch ein dreistes Wort
ließ er sich gefallen, wenn es nur treffend
war. Einen Soldaten, dessen Gesicht meh—
rere tiefe Narben hatte, die er bei Collin
erhalten fragte er bei der Musterung: „In
welcher Bierschenke hast du dir denn die
Hiebe geholt? · — „Bei Collin,“ war die
Antwort „wo Ew. Majestät die Zeche
bezahlt haben.“ Freilich durfte die Dret
stigkeit nicht in Unbescheidenheit ausarten.
Ein junger Landrath hatte einst gemeldet,
daß sich in seinem Kreise ganze Schaa—
xen von Heuschrecken zeigten. Das wollte der König nicht glauben, und nun
schickte der Landrath zum Beweis eine große Schachtel mit lebendigen Heu⸗
schrecken, die bein Oeffnen des Deckels lustig im Zimmer des Koönigs umher⸗
flogen. Friedrich ließ den Vorfall unbestraft, der Domänenkammer aber
schrieb ex, man solle nicht naseweise junge Leute zu Landräthen machen, sondern
gesetzte Männer, die wüßten, was sich schicke und wie sie ihrem König begegnen
müßten. — Men, verdienstvollen Generalen hielt er schhon was zu Gue
Dem General Seydlitz welchem er vorzüglich den Sieg bei Roßbach verdankte
sagte er einst bei einer Truppenschau: Mein lieber Seydlitz, ich dächte, Sein
Regiment ritte schlechter als meine übrige Kavallerie⸗ Eb. Majestät,“
exwiderte Seydli das Regiment reitet heute noch wie bei Roßbach.“ Seit⸗
dem vermied es der König, Bemerkungen zu machen, die den wackeren General
Norddeutsches Lesebuch. 10. Aull.
16