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5. Und Orgelklänge tönen von fern,
von Morgenlüften gehoben,
und alles betet: „Wir loben den Herrn
und wollen ihn ewig loben!“ —
Rudolf Löwenstein.
120. Das Glöcklein im Herzen.
Es pocht dein Herz den ganzen Tag; was es nur meinen und
vollen mag? Es pocht dein Herz die ganze Nacht; hast du das,
Rindloin, schon bedacht? Und pocht's schon so lang, oft laut, oft
still; hast du gefragt, was Herzchen vwill?
Ein rührig Glöcklein ist es eben, vom lieben Gott dir zu eigen
gegeben; er hing's an deiner Seele Thür und läutet es solber für
und für und stehet draussen und harret still, ob ibhm dein Herz
nieht öffnen will, und läutet fürder und harret fein, du wollest
rufen: „Herein, herein!“
So pocht dein Herz nun Tag für Tag, und endlich — so thut
es den letzten Schlag; und wie es den letzten Schlag gethan, da
pocht es selber am Himmel an und stehet draussen und wartet
still, ob ihm Gott Vater nicht öffnen will, und stebet draussen und
harret fein, er wolle rufen: „Herein, herein!“ und sprechen: „Komm
nur, mein lieber Gast, ich sand bei dir auch gar fromme Rast; wie
du gethan, so gescheh' dir heut': Geh ein in des Himmels ew'ge
Freud'!“
Goorg Seheurlln.
121. Die Glocke.
1. Glocke, du klingst fröhlich, 3. Sprich, wie kannst du klagen,
wenn der Hochzeit Reihen wie kannst du dich freuen,
zu der Kirche geht; bist ein tot Metall!
Glocke, du klingst heilig, Aber unsre Leiden,
wenn am Sonntagmorgen aber unsre Freuden,
öd' der Acker steht. die verstehst du all'.
4. Gott hat Wunderbares,
was wir nicht begreifen,
Glock', in dich gelegt.
Muß das Herz versinken,
du nur kannst ihm helfen,
wenn's der Sturm bewegt.
2. Glocke, du klingst tröstlich,
rufest du am Abend,
daß es Betzeit sei;
Glocke, du klingst traurig,
rufest du: Das bittre
Scheiden ist vorbei.
Aloys Schreiber.