§. 65. Politische Geographie. 169
glänzende Eigenschaften, z. B. Tapferkeit und Freiheitsliebe, mit großen
Lastern. Das Christenthum bricht sich langsam unter ihnen Bahn.
Politische Geographie.
1) Aegypten und seine Nebenländer. 81000 ü$L, 8 Mill. Ew.,
von bcnen etwa 5 Millionen auf bas eigentliche Aegypten fallen. Seit bem
Jahre 1500 bilbet Aegypten einen Bestanbtheil bes türkischen Reichs. Gegen¬
wärtig ist bas Laub fast selbfiänbig, inbcm feine Verwaltung in ber Familie
Mehcmcb Ali's, bes Vernichters ber Mameluken, in ber Art erblich ist, baß
ber Großherr biefelbe einem ©liebe aus biefer Familie gegen Zahlung eines
jährlichen Tributs überträgt. Währenb noch im Ansang dieses Jahrhunderts
die türkische Herrschaft sich nicht weiter als bis nach Assuan, dem uralten
Grenzplatz Aegyptens im ©üben, erstreckte, haben Mehemed Ali und seine
Nachsolgcr ihr Reich bis an den Weißen Nil und die Grenzen von Habesch
ausgedehnt. Seit dieser Zeit hat das Land einen mächtigen Ausschwung ge¬
nommen. Schon die Einrichtung der englisch-ostindischen Ueberlandspost, so
wie die Wiederbelebung und Sicherstellung der Nilfchiffahrt bis über Chartum
hinaus haben hier die Entwickelung einer großartigen Handelstätigkeit zur
Folge gehabt, noch mehr aber bie stets steigenbe Cultur des Bodens. Die
Hauptausfuhrartikel bestehen in Getreide und Baumwolle, Jnbigo nnb Zucker.
Doch leben bie Landbewohner (Fellahs) in sehr ärmlichen Verhältnissen,
nachbem Mehemeb Ali sich zum unumschränkten Besitzer bes Bobens von ganz
Aegypten erklärt hat, so baß die Fellahs nur Tagelöhner auf den ihnen zur
Cultur angewiesenen Bodenstrecken sind. So hat in diesem Lande seit den
Zeiten der Pharaonen die Einförmigkeit seiner Bodenverhältnisse unb bie burch
die Nilüberschwemmung hervorgerufene Nothwendigkeit größerer wasserbaulicher
Werke, die nur durch die Regierungen zu Stande kamen, zu jenem schranken-
losen Despotismus geführt, der die Geschichte Aegyptens auszeichnet und feinen
Ausdruck m den Riesenbauten findet, welche das tagelöhnernde Volk für die
Pharaonen ausgeführt hat. Da wo der Nil sich spaltet, war der Anfangs¬
punkt des ägyptischen Reichs. Hier gründete Men es etwa 3000 I. vor Chr.
Geb. bie totadt Me mphis, nicht fern von der Stelle, wo auch die hentiae
Hauptstadt des Reichs liegt, Masr el Kahera, b. i. bie siegreiche Haupt-
stabt, gewöhnlich Kairo, von ben Arabern auch el Misr (und so auch das
ganze Land) genannt. Es sind eigentlich drei Städte: Alt-Kairo oder
?^°'^t\cllt^anben aud_bem Zeltlager des Amru, des ersten muhamedani-
schen Eroberer des Landes, das eigentliche Kairo, eine Gründung der Fati-
nuden, welche das Land von dem Kalifenreiche losrissen, und Bulak, die
Hafenstadt am Nil, durch den Mahmudie-Canal und eine Eisenbahn mit
W ™ funden. Die 313 T. Ew. zählende Stadt gewährt mit ihren
0 l Moscheen, die zum Theil zu den ausgezeichnetsten Werken arabischer Bau¬
sch gehören, bas großartigste Bild einer orientalischen Resibenz-, Handels-
uiid Gelehrtenstadt. Auf dem Castell, bas auf einem Vorsprunqe bes Mo-
kattarn liegt, befindet sich ber 276' tiefe Josephsbrunnen, in Alt-Kairo ber
uralte Nilmefser, nach befsen (angeblich von ber Regierung oft verfälschten)
Angaben über bie Wasserstanbshöhe bes Flußes sich ber jährliche Satz ber
Grundsteuer richtet. Von ben Ruinen von Memphis ist wenig mehr ru sehe»
inn i (? ^^"^Estlich vom Nil erhebt sich ein öbes Felsplateau gegen
100 Fuß über bu blühende Fruchtebene. Hier war das große Tobtenselb ber
Memphiten, wo ,ie ihre Todten in Grabkammern niederlegten, die in den
t rr\9Cdrm 1 toarcn' unb to0 bie alten Könige von Unterägypten
SS fit ? ®lm ^ramiben zu Grabstätten erbaut haben, deren höchste, die
des Chusu (Cheops ber Griechen) 457' hoch ist. - Alexandria, zu ben