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den, nebst denen, die sich um ihn befanden, mit sich fort. In 
der Nahe wohnte des Herzogs Secretair, der Ritter Jacques; 
als dieser von der gewaltsamen Entführung seines Herrn benach¬ 
richtigt ward, befahl er einem Bedienten, nach der Kirche zu 
eilen und die Sturmglocke zu läuten; aber dieser fand die .Kirche 
bereits von einem Piket Soldaten besetzt. Der Ritter, obgleich 
krank, eilte dem Prinzen nach, ihn zu begleiten. — Der Unglück¬ 
liche büßte seine Anhänglichkeit an seinen Herrn dadurch, daß er 
ein ganzes Jahr im Gefängniffe schmachten mußte. — 
Man brachte den Prinzen und seine Mitgefangenen zuerst in 
die Citadelle zu Straßburg, von wo Erstercr am 18. März weiter 
nach Paris geführt ward. Am 20. Abends fünf klar kam man 
vor den Thoren der Hauptstadt an, wo man einen Courier vor- 
fand, der den Befehl überbrachte, längs der Mauern nach dem 
festen Schlöffe Vi nee unes in der Nahe von Paris zu fahren. 
Es war damals Gebrauch, alle Hinrichtungen, die man vor der 
That geheim halten wollte, an diesem Orte verrichten zu lassen. 
Der Commandant des Schlosses, Havel, äußerte gegen seine 
Gattin: „Ich weiß nicht, wer der Gefangene ist; das sind aber 
wahrlich viele Leute, um sich seiner Person zu versichern." Die 
Gattin des Commandanten war eine Tochter der Amme des Her¬ 
zogs von Enghicn; sie erkannte den Prinzen und rief schmerzlich 
bewegt aus: „Es ist mein Milchbruder!" — Murat, damals 
Commandant von Paris, hatte zu Vincennes ein Kriegsgericht 
von fünf Obersten, unter dem Vorsitze des General Hulin, 
angcordnet. Vor diefes ward der Prinz in der Rache um eilf Uhr 
berufen. Er trat mit edler Haltung auf. Seine Richter beschuldig¬ 
ten ihn, daß er die Waffen gegen die Republik getragen, daß er 
geheime Abgeordnete der englischen Regierung, der Feindin des fran¬ 
zösischen Volks, bei sich ausgenommen und mit ihnen Plane gegen die 
Sicherheit des Staats entworfen habe, daß er sich an die Spitze 
eines Haufens Ausgewanderter und sonstiger Söldner Englands 
an den Grenzen Frankreichs gestellt, daß er um die von den Eng¬ 
ländern gegen das Leben des ersten Consuls angestiftete Verschwö¬ 
rung gewußt und dieselbe gefördert habe rc. Der Prinz erklärte 
unerschrocken und fest, daß er die Waffen gegen Frankreich geführt 
habe, daß Geburt und Ueberzeugung ihn zu einem Feinde der 
gegenwärtigen Regierung machten, und daß ein Condé nur mit 
den Waffen in der Hand nach Frankreich kommen könne; aber ec
	        
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