Full text: Norddeutsches Lesebuch

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Magen damit auszufüllen. So tödtete man einen, indem man ihm ungelösch⸗ 
ten Valk zu fressen gab. Sein Nest ist eine bloße Vertiefung, in welcher die 
30 bis 40 Cier auf der Spitze stehen, damit sie den möglichst geringen Raum 
einnehmen. Diese Eier waden von mehreren Weibchen gemeinschaftlich gelegt 
und gewöhnlich am Tage auch abwechselnd von ihuen bebrütet; nur des Nachts 
brütet der Hahn, um die kleineren Raubthiere abzuhalten die er mit einen 
kräftigen Schlage seiner gewaltigen Fuße üdlen unn Rings um das Nest 
werden noch überzählige Eier gelegt, welche von den Alten beim Auskriechen der 
Jungen zerschlagen werden sollen um dem zarten Magen derselben eine nahr⸗ 
hafte Speise geben u onnen 
7. Das Krokodil. 
Die kleinen zierlichen Eidechsen, mit glänzendem Schuppenpanzer welche 
durch unsere Wälder und Hecken schleichen, find nur die Zwerge ihrer Familie; 
größere, ja riesengroße Thiere von gleichem Bau und gleicher Beschaffenheit fin⸗ 
den sich in allen heißen, ja selbst in einigen gemäßigten Landem der Erde. 
Im Nil haust die größte Art, das Krokodil, das zuweilen eine Länge von 
9 Meter erreicht. Auf dem Lanv⸗ sind diese Thiere plump und schwerfällig, daher 
auch furchtsam, im Wasser dagegen außerordentlich gewandt, und dies wissend, 
suchen sie dasselbe stets so schnell als möglich zu erreichen Bei ben kleinsten 
Geräusche stürzen sie sich ins Wasser und berschwinden sofort in die Tiefe dabe 
ist ihr Gehör so scharf, daß sie die auf Kähnen oder zu Lande herankommenden 
Menschen auf 50, ja auf 100 Schritt entdecenn Cie schwimmen gleich vor⸗ 
züglich mit und gegen den Strom lassen sich im ersten Falle ohne sichtliche 
Bewegung ruhig wie einen Baumstamm forttreiben. Während sie unter dem 
Wasser auf Beute lauern, lassen sie gewöhnlich nur die Nasenlöcher hervorragen 
und bleiben in dieser Stellung stundenlang liegen. So wie sich aber etwas Ver⸗ 
dächtiges regt, tauchen sie unter und kommen erst in größerer Entfernung wihe 
hervor. Viel geräuschvoller ist die Flucht, wenn man das Thier schlafend über— 
rascht und es durch Geschrei oder Schüsfe erschreckt; dann wirft es sich ungestüm 
in die Fluten und schlägk mit dem Schwanze wild um sich her. 
Alles im Wasser befindliche Fleisch ist seine Beute, lebendig oder todt 
und verfault; daher ist ba badenden oder schwimmenden Menschen höchs 
gefährlich. 
Die gewöhnliche Beute des Krokodils sind die Fische, die es schwimmend ver⸗ 
hren lann / größ ere Thiere ersanft eo n stopft sie in Hhlungen un en Wasser 
oder in das Uferfchilf, um sie im verfaulten Zustande vollend⸗ zu verzehren. 
VNur im Nothfall sucht es Thiere am Ufer zu fangen, dann besonders 
durch Verstecken unler dem Wasser oder durch bewegungsloses Ruhen auf 
Norddeutsches Lesebuch. 
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