Full text: Norddeutsches Lesebuch

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Gewimmel, welches das Grün der Saaten und Wälder bedroht, hat die Wan⸗ 
derheuschrecke die größte Berühmtheit erhalten. Allerdings umfaßt dieser Name 
mehr als eine Art, und jene großartigen Bilder, welche die Heilige Schrift von 
ihren Verwüstungen entwirft, mögen von einer anderen Art gelten, als 
ist, welche das südliche und östliche Europa, zuweilen auch Deutschland heimsucht 
Alle Arten jedoch gehören zu der Gruppe der Feldheuschrecken, welche die großen 
Springschenkel mit unseren 
Grashupfern gemein haben, 
sich aber von ihnen da⸗ 
durch unterscheiden, daß 
sie nicht jene Trommel 
am Grunde des Flügels 
besitzen, welche 
und das Zirpen bewirkt, 
sobald das Thier den Hinterfuß an den Oberflügeln reibt. 
Alle Wanderheuschrecken sind Steppenthiere und durchziehen nach gewissen 
Zeiträumen in unzählbaren Heeren die Länder, das Licht des Tages verfinsternd 
und jede Spur des Pflanzenlebens vertilgend. Ein Reisender vergleicht das 
Geräusch ihres Flügelschlages mit dem Heulen des Sturmwindes im Takelwerk der 
Schiffe. Das Weibchen legt ungefähr 150 Eier im Sande, die, mit einem verhärteten 
Schaum umgeben, selbst eine strenge Kälte überdauern. Zu Anfang Mai schlüpfen 
die ungeflügelten Larven aus, wachsen schnell und haben schon nach einem Monat 
die dreifache Größe und den Ansatz der Flügel. Sie ziehen über Berg und 
Thal, selbst über den Strom, indem die Ertrunkenen eine Brücke bilden, selbst 
durch das Feuer, das sie mit ihrer Masse 
auslöschen. Nach drittehalb Monaten 
sind die Thiere völlig entwickelt, erheben 
sich in schwerfälligem Flug und wandern 
dahin, wohin der Luftstrom sie trägt 
Wie Johannes der Täufer in der 
Wüste, so leben noch heute in den 
Steppenländern Tausende von Men⸗ 
schen monatelang bloß von Heu⸗ 
schrecken, die auf verschiedene Weise 
zubereitet werden. 
3. Die Dattelpalme ist ein 
unschätzbares Geschenk der Vorfehung 
für die Völker des Morgenlandes 
namentlich für die Bewohner der 
Wüste; denn nur dadurch, daß die 
Dattelpalme auf jeder Dase ihre 
fruchtschweren Trauben darbietet, wird 
ihnen das Leben im Wüstensande 
möglich. Datteln sind dort das Futter 
für Menschen und Thiere: Thüren 
und Pfosten sind von Dattelholz, und 
dieärmeren Leute wohnen sogar in Hüt⸗ 
ten, die von Palmzweigen gebaut sind
	        
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