Full text: Norddeutsches Lesebuch

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die einst an Frankreich verrathene, als festes Bollwerk gegen den Westen mit 
deutscher Hand festhalten werde. 
Eine schöne Frucht dieses großen Sieges war es, daß die Belagerer, ihrer 
harten Arbeit jetzt ledig, nun wieben ins Feld ziehen konnten, um zur großen 
Entscheidung vor Paris mitzuwirken. Prinz Friedrich Karl rückte mit der 
Zweiten Armee vor, um die Einschließungsarmee von Paris gegen Angriffe von 
Süden her zu schützen; die Erste Armee, die jetzt unter den Oberbefehl des 
bewährten Generals v. Manteuffel gestellt ward, erhielt dieselbe Aufgabe im 
Norden der belagerten Festung. Und es var hohe Zeit, daß diese beiden Heere 
zur Unterstützung heranrückten. Denn die eigenmächtige provisorische Regierung 
in Paris hatte vor der Einschließung einen Theil ihrer Mitglieder nach Tours 
gesandt, um von hier aus in den Provinzen eine allgemeine Volkserhebung gegen 
die Deutschen zu veranlassen „und es war jener Regierungsabtheilung durch 
Erweckung der Vaterlandsliebe, aber auch durch die schändlichsten Lügen, wirklich 
gelungen, eine Masse von Solbdaten ins Feld zu stellen, die unseren braven Trup 
pen noch genug zu schaffen machte. Die Waffen lieferten ihnen England und 
Amerika. Zwar hatte schon am 11. Oclobe ber bairische General von der 
Tann mit Truppen der Dritten Armee die an der Wilr⸗ sich sammelnden Fran⸗ 
zosen, die an Masse ihm weit überlegen waren, aber gegen die Kriegszucht 
geübter Soldaten nichts auszurichten vermochten, geschlagen und in wilder Flucht 
zurückgeworfen und die wichtige Stadt Orleans besetzt, aber nach etwa einem 
Monat mußte er vor der inzwischen mehr geschulten und außerordentlich verstärk⸗ 
len Loire-⸗Armee den Platz wieder räumen uüͤnd sich fechtend zurückziehen. Als nun 
aber allmählich die Sieger von Metz herankamen, da gestaltete sich um Paris 
herum ein eigenthümliches und gewaltiges Bild. Der eiserne Ring des Belage— 
rungsheeres ward immer fester und enger, und in demselben Maße, wie die in 
der Stadt eingeschlossenen Massen sich zu feldtüchtigen Kriegsheeren ausbildeten, 
verstaͤrkten die Unsrigen ihre Stellungen, sodaß sie alle Ausfälle der Belagerten 
siegreich zurückschlugen; im weiten Kreise aber um Paris herum hatten andere 
deutsche Heere die Aufgabe, die zum Entsatz heranrücenden zahllosen Franzosen⸗ 
massen zurückzuhalten und den Rücken des Belagerungsheeres zu decken. So 
lämpfte General v. Manteuffel im Norden und warf immer wieder siegreich 
die unter dem Schutz ihrer nördlichen Feslungen neugebildeten französischen Heere 
zurück; im Westen vollführte dieselbe Aufgabe der Großherzog Friedrich 
Franz von Mecklenburg-Schwerin, im Süden in den blutigsten und 
großartigsten Kämpfen der jetzt zugleich mit dem Kronprinzen) zum Feldmarschall 
ernannte Prinz Frie drich Karl. Das gab ein Ringen und Stürmen, wie es 
die Welt noch nicht gesehen hatte; mit der Kraft des Wahnsinns boten die Franzosen 
das Aeußerste auf, um sich nicht zu beugen und um die Schuld ihres Friedens— 
bruches nicht zu büßen, aber obgleich sie überall bei Weitem in der Ueberzahl 
baren, vermochten sie dennoch nirgends die Linien unserer gestählten Krieger zu 
durchbrechen, vielmehr wurden sie an allen Seiten weiter von Paris zurückgedrängt ja, 
ane Mnen vuren vernichtet. Es war ein furchtbares Blutvergießen, unzählig 
baren die Gefangenen und die Waffen und Vorräthe, die überall den Unsrigen in die 
Hände fielen, das Elend aber, das sich über die Fluren Frankreichs breitete, war 
schrecklich, daß es auch den Sieger jammerte. Noch vermehrt wurden die 
Liben des Krieges durch den beispiellos strengen Winter, der hereingebrochen war; 
zusammengerafften Massen der Feinde fehlte es an Nahrung und Bekleidung,
	        
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