Full text: Norddeutsches Lesebuch

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1. Kommt nun der Weidmann mit Hund 
und mit Blei: 
Fürcht' mich nicht! fürcht' mich nicht! 
liegend ich beide nicht scheu'; 
steht nur der Weizen und grünet das 
Laub, 
ich meinen Feinden nicht werde zum 
Raub, 
aber die Schnitter, die machen mich arm, 
wehe mir! wehe mir! 
daß sich der Himmel erbarm'!“ 
5. Kommen die Schnitter, so ruft sie ganz 
keck: 
FTritt mich nicht! tritt mich nicht!“ 
liegend zur Erde gestreckt; 
flieht von geschnittenen Feldern hindann, 
weil sie sich nirgends verbergen mehr kann, 
klaget: „Ich finde kein Körnlein darin, 
ist mir leid! ist mir leid!“ 
flieht zu den Saaten dahin. 
6. 
Ist nun das Schneiden der Früchte vorbei: 
Harte Zeitl harte Zeit! 
schon kommt der Winter herbeil“ 
hebt sich vom Lande zu wandern nun fort 
hin zu dem andern, weit fröhlichern Ort, 
wünschet indessen dem Lande noch an: 
„Hüt' dich Gott! hüt' dich Gott!“ 
fliehet in Frieden bergan. 
114. Wie gut Oott ist. 
L. Es ist kein Mäuschen so jung und klein, 
es hat sein liebes Mütterlein; 
das bringt ihm manches Krümchen Brot, 
damit es nicht leidet Hunger und Noth. 
3. 
Es ist kein bunter Schmetterling, 
kein Würmchen im Sommer so gering, 
es findet ein Blümchen, findet ein Blatt, 
davon es ißt, wird froh und satt. 
2 
Es ist kein liebes Vögelein 
im Garten draußen so arm und llein, 
es hat sein warmes Federkleid, 
da thut ihm Regen und Schnee lein Leid. 
4 
Es ist kein Geschöpf in der weiten Welt, 
dem nicht sein eignes Theil ist bestellt, 
sein Futter, sein Bett, sein kleines Haus, 
darinnen es fröhlich geht ein und aus. 
4 
Und wer hat das alles so bedacht? 
Der liebe Gott, der alles macht 
und sieht auf alles väterlich, 
der sorgt auch Tag und Nacht für mich. 
115. Der Lerbst. 
Immer später geht die Sonne auf, immer früher geht sie unter. 
Von Tag zu Dage sinsct sie tiefer am Himmel hinab. Immer kürzer wer- 
den die Tage, immer länger die Nächte. Zuletzt sind die Nächte fast 
noeh einmal so lang als die Tage. Die Wärme der Luft wird immer 
ringer. Am NMorgen und Abend weht schon ein scharfer Wind über 
3 Stoppelfelder. Die Rartoffeln werden ausgegraben und die Pelder zur 
Wintersaat zubereitet. Dann aber wird es still auf den HDluren. Die 
Vögel ziehen meistens von uns weg, und diejenigen, welche bei uns 
bleiben, singen kein fröhbliches Lied. Der Garten hat uns seine letzten 
Gaben gereieht: Aepfel und Birnen, die uns noch lange wohlschmecken, 
Nun verwelkt das Laub auf den Bäumen, es wird gelb und fällt zur 
Erde herab. Auch die Blumen verdorren; bald seblafen sis alle, und 
wenn der Winter kommt, so decokt er sie mit einem weichen Schnee- 
betteben zu.
	        
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