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und Schreien. Die Mutter lieb den Korb stehen, eilte zu ihm,
suchte ihn zu beruhigen und brachte ihm WValdbeeren. Aber der
Junge war ein Trotzkopf; je mehr ihn die Mutter hätschelte,
desto ãrger schrié und strampelte er und stieb boshaft die ihm
dargereichten Beeren weg. Darũüber verlor die geplagte Mutter
endlich die Geduld, und um den kleinen, ungezgogenen Schlingel
zu schrecken, rief sie mit lauter Stimme in den Wald: „e,
Rũbezahl, komm und hol den Schreierl“
2. Augenblicklich stand Rübezahl sichtbar als Köhler vor ihr
und sprach: „Hier bin ich, wo ist der Schreier?“ — Die Nutter
war vor Schreck fast des Todes, als sie den Geist erblickte; doch
fabte sie sich und erwiderteé: „Hab Dank für deine Mühe; aber ich
wollte nur den Kleinen zum Schweigen bringen. Es ist schon gut
s0.“ — „Hohol“ lachte Rübezahl; „weißt du nicht, daß niemand
mich ungestraft bei meinem Spottnamen rufen darf? Du hast mich
gerufen, den Jungen zu holen; ich bin gekommen — also her da—
mitl Und somit langte er nach dem Jungen. Aber wie eine grim-
mige Wölfin, der man ihr Junges rauben will, warf sich ihm das
Weib entgegen, packte ihn beim Bart und schrieë: „Erst mubt du
mich erwürgen, du Unhold, ehe du Hand an mein Kind legstl
Rũbezahl prallte zurũck und brummte: „Nun, nun, du dummes
Dins, was gebärdest du dich so grimmig? Es war ja nur Spab —
oder willst du keinen verstebhen? Sei ruhig; ich bin kein Rinder-
dieb und werd' es auch nimmer werden.“ „Das ist etwas anderes,“
sprach das Weib lächelnd und tief Atens schöpfend. „Aber un-
barmherzig ist es doch, so mit einer Mutter zu spaben.“ „Na,
es wird dir nicht gleich schaden,“ entgegnete Rübezahl; „aber
hõöre, der kleine Schreier da gefällt mir. Gib ihn mir, dab ich ihn
an Kindes Statt annehme, und ich gebe dir so viel blanke Laler,
daß du Zeit deines Lebens mit allen deinen übrigen Buben genug
daran haben sollst.“ „Gelt?“ lachte das Weib, „der Junge gefällt
Euch? Das glaube ich; wo fände man auch weit und breit so
einen herzigen Schelm? Schaut nur einmal, wie der kleine Rerl
jetzt dasitzt und uns anlacht und nun so artig ist; er weib recht
gut, dab wir von ihm sprechen. Nein, Herr Berggeist, den Jungen
bekommt Ihr nicht, und wenn Ihr mir Euer ganzes Reich
schenktet.“ Rũbezahl hatte seine Freude an der guten Mutter;
aber sich verstellend, sprach er: „Bist du nicht eine Törin?
Du solltest Gott danken, daß ich dich aus aller Not reiben, dir
die Sorge wegen des kleinen Schlingels da abnehmen und einen
tüchtigen Mann aus ihm machen will. Statt dessen lehnst du
meinen Vorschlag ab und beharrst auf deinem Kopf, dich noch