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kehrte ihm wieder, und wütend schrie er: Vermaledeiter, rubiger,
rotbärtiger, spitzhübischer Rübezahll Du heimtückischer Neid-
hart hast mir mein ganzes Lebensglück zerstörtl“
Rũbezahl lieb nichts von sich hören und sehen; aber zwei
unsichtbare Hände begannen den armen Hans dergestalt zu ohr-
feigen, und ein paar dicke Prügel tanzten dazu auf seinem Rücken
herum, daß ihm schnell sein Heldenmut sank. Er stürzte vom
Hügel hinab und langte mit hochgeschwollenen Backen und blauem
Rũcken, halb tot vor Angst, Schmerz und Verzweiflung, vor seinem
Hause an.
10. Frau Lisbeth erschrak erst mächtig, als sie ihren Mann
in einem so kläglichen Zustande erblickte. Als er ihr aber alles
erzählt hatte, merkte sie, dab es Rübezahl gewesen wäre, und
konnte sich eines schadenfrohen Lächelns nicht erwehren. „Es
ist kein anderes Mittel,“ ächzte Hans, „als dab du die Ziege und
die Zicklein verkaufest. Sobald ich mich dann von meiner Prügel-
suppe erholt habe, will ich zurück nach Böhmen und neue Gläser
kaufen.“ „Ach, lieber Hans,“ sprach Lisbeth mit verstollter
Prauer, „die Ziege und die Zicklein sind leider gestorben.“ „Ge-
storben?“ schrie Hans — „die Ziege und die Zicklein? Ach, dab
sich Gott erbarmel! Da können wir und die armen RKinder uns
aueh hinlegen und sterben; ich weib keine Rettung mehrl““
II. Indem trat der Pfarrer ein, der Hans hatte ankommen
sehen, und eröffnete ihm, dab er eine sehr frohe Botschaft bringe.
„Könnt Ihr die Ziege und die Zicklein lebendig und mein Glas
wieder ganz machen?“ fragte weinerlich Hans. — „lIch weibß
nicht, was Ihr redet,“ sprach der Pfarrer; „ich kümmere mich
weder um Eure Ziege noch um Eure Zicklein, noch um Euer
Glas, und würde mich auch nicht um Euch kümmern; denn die
WVahrheit zu sagen, so taugt Ihr nicht viel; denn Ihr seid geizig
und mibtrauisch und behandelt Euer Weib sehr übel; aber ich
komme zu Euch, weil das, was ich Euch sagen will, Euer edles
Weib betrifft.“ Nun erzähblte ihm der Pfarrer, dab seine Frau
von einem reichen, unbekannten Verwandten 2000 Dukaten ge
schenkt erhalten habe mit der Bedingung, dab der Pfarrer des
Orts dieses Geld in Empfang nehme und verwalte, weil Hans
ein Geizhals sei.
12. Als Hans dies hörte, wollte er es erst gar nicht glauben;
da zog der Pfarrer den Sack mit dem Gelde hervor und zeigte ihn
dem Hans. Aber welche Freude empfand nun Hans, und wie lieb
hatte er nun sein Weibl Er umarmte und kübte sie so zärtlich,
wie er seit seinem Bräutigamsstande nicht getan hatte, und blieb