43
Tixol, dem Fichtelgebirge und dem Rheingau auf seine Kosten berufen
hatte. Die Steinproben trugen ihnen ihre Gesellen in kleinen
hölzernen Kasten nach und stellten sie neben einander auf eine lange
Tafel. Darauf fanden sich nach und nach mehrere Grafen und Herren
aus der Nachbarschaft ein, die schon reichlich zu dem Kirchbau bei⸗
gesteuert hatten und nun auch bei dem Pflaster ein übriges tun sollten.
Eudlich erschien auch der Fürstbischof mit der ganzen Geistlichkeit,
und als alle beisammen waren, schien es fast, als sollte eine Kirchen⸗
bersammlung gehalten werden, so viele waren ihrer. Der Bischof
nahm nun die schöngeschliffenen Proben aus dem Kästlein, eine nach
der andern, und es war keine darunter, die ihm und seinem Gefolge
nicht gefallen hätte. Auch waren zum Teil die kleinen Marmelsteine
in den Schubladen so nebeneinander gelegt, daß man schon im kleinen
sehen konnte, wie herrlich schön ein Steinpflaster davon im großen
ausfallen würde. Aber als die fremden Steinmetzen nacheinander
sagten, was der Quadratfuß an Ort und Stelle koste, und als der
Baumeister an den Fingern berechnete, wie viel Quadratfuß er brauche,
und als der Rentmeister die Gesamtsumme in Goldgulden aussprach,
fuhr der Bischof mit der Hand hinter das Ohr, und sein Schatzmeister
schüttelte mit dem Kopfe, und die Grafen und Herren machten große
Augen. Alle standen und sahen einander schweigend an.
In diesem Augenblicke entstand unter dem Hauptportal der
Kirche ein Geräusch. Zwei Trabanten des Fürstbischofs wollten einen
barfüßigen Bauernknaben nicht herein lassen und hielten ihre Helle—
barden vor; aber der Knabe duckte sich, schlüpfte darunter hinweg wie
die Henne unter der Gartentür und drängte sich dann ohne Um—
stünde mitten durch die Versammlung, bis er vor dem Bischofe stand,
dem er den Saum seines Kleides küßte. Seine Mütze nahm er
zwischen die Kniee; drei viereckige und zolldicke Schieferplatten, eine
blaßgelbe, eine blaugraue und eine marmorierte, nahm er aus der
Schürze, womit sie umwickelt waren, und legte sie auf die Tafel.
Sie waren noch naß; denn er hatte sie erst in den Dombrunnen
getaucht. Desto mehr aber glänzten die geschliffenen Seiten und
zeigten, wie schön die Steine erst dann werden würden, wenn eine
kunstgeübte Hand darüber käme. Seine Ware zu empfehlen, meinte
der Knabe, sei nicht nötig, sondern er schaute nur einem der Um—
stehenden nach dem andern ins Gesicht und wischte sich mit der
Schürze den Schweiß von der Stirn. Als aber der Bischof anfing,
ihn zu fragen, antwortete er munter und sprach: „Ich gehöre dem
Sandweibe von Solnhofen, und die Steine habe ich auf dem Berge