fullscreen: Realienbuch für Volks-, Bürger- und Töchterschulen

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155. Hermann der Cherusker. 9n. Chr. 
a. Der große Feldherr Julius Cäsar war der erste Römer, welcher 
von Gallien (Frankreich) aus mehrmals den Rhein überschritt. Doch 
konnte er auf dem rechten Rheinufer keine dauernden Eroberungen machen. 
Erst Drusus und nach ihm sein Bruder Tiberius?) unterwarfen zur 
Zeit der Geburt Christi Deutschland bis zur Elbe, letzterer weniger durch 
Waffengewalt als durch allerlei List und Ränke. II, 106. 
b. Aber das so eroberte Land wurde Varus als Statthalter gesetzt. 
Wie die meisten Römer war er sehr habgierig und legte den Deutschen 
schwere Steuern auf. Ja, er wollte sogar römische Sprache, Sitten und 
Gesetze hier einführen. Dies erbitterte die Deutschen furchtbar. Es entstand 
unter ihnen eine geheime Verschwörung, deren Haupt Hermann (Armin), 
der Sohn eines Cheruskerfürsten, war.“) Er hatte früher im römischen 
Heere gedient, so daß er die römische Kriegsführung genau kannte. Dieser 
tapfere Mann wurde der Retter des bedrängten Vaterlandes. Nach 
Verabredung empörte sich ein Volksstamm, der jenseits des Teutoburger 
Waldes wohnte. Da brach Varus mit dem römischen Heere auf, um 
die Empörer zu züchtigen. Hermann folgte ihm mit einem deutschen Heere 
nach. Als sich aber Varus mitten im Gebirge befand, brachen plötzlich 
von allen Seiten die Deutschen, die ihn erwartet hatten, hervor und über— 
fielen ihn. Das Wetter war sehr regnerisch; ein rauher Wind wehte, und 
der Regen hatte den Boden aufgeweicht, so daß die Römer kaum vorwärts 
dringen konnten. Umsonst kämpften dieselben heldenmütig drei Tage lang; 
fast das ganze Heer wurde erschlagen. Varus stürzte sich aus Verzweiflung 
in sein eigenes Schwert (On. Chr.). Die Kunde von dieser schrecklichen 
Niederlage brachte in Rom große Bestürzung hervor. — Zum Andenken 
an diesen herrlichen Sieg wurde Hermann in unserer Zeit im Teutoburger 
Walde bei Detmold ein großes Denkmal errichtet. Bild S. 46. Il, 126 
Nach dieser Niederlage konnten die Römer nur noch den südwestlichen Teil 
von Deutschland halten. Sie schützten dieses Land durch einen hohen Grenz— 
wall*) mit vielen Wachttürmen und verteilten es unter ausgediente Soldaten 
oder gallische Ansiedler, welche ihnen dafür den Zehnten entrichten mußten. 
Daher hieß ein Teil desselben das Zehntland; auch Baden gehörte dazu. 
c. Die Römer haben in Deutschland auch viel Gutes geschaffen. Sie lehrten 
besseren Garten- und Ackerbau und zeigten den Anbau von feinen Gemüsen, besseren 
Getreidearten, edlem Obst und der Rebe. 
überall legten sie Heerstraßen an.“*) Ihre Bauwerke führten sie sehr dauer— 
haft aus Backsteinen oder Quadern auf.“ **) Wo sie warme Quellen fanden, bauten 
fie prächtige Bäder. Sie gründeten bei uns die ersten Städte (z. B. Konstanz, Straß— 
burg, Baden, Worms, Koblenz, Cöln), und das Land längs des Rheins gelangte zu 
großer Blute. Vergl. 8 208 
) Stiefsöhne des Kaisers Augustus. *) Die Cherusker wohnten am Harz. 
**) Der Grenzwall zog von Regensburg zuerst westlich bis Lorch (beim Hohen— 
staufen), dann nordwestlich über Osterbürken, Walldürn, Miltenberg, über den Taunus 
und den Westerwald bis gegen Bonn; er war 540 km lang. 
****) Die römischen Straßen zogen gewöhnlich auf der Höhe der Berge hin; 
sie waren gepflastert; Meilensteine gaben die Entfernungen an. 
****) Dies erkennt man an den Äberresten der Bäder in Baden und Baden— 
weiler und an der Vburg bei Baden. Die römischen Festungen hießen Kastelle; daher 
der Name Kastelberg noch in manchen Gegenden.
	        
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