Full text: [Mittelstufe, [Schülerband]] (Mittelstufe, [Schülerband])

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37. Der Hexenmeister. 
1. Es war einmal ein Hexenmeister — wenigstens nannten ihn die 
Bauern so — dem geriet alles, was er anfing. Im ganzen Felde hatte 
er die schönste Frucht, und wenn alle anderen Wiesen dürr waren, 
so wuchs auf der seinigen Heu die Fülle. Seine Hühner legten alle 
Tage Eier, und seine Kühe gaben ganze Eimer voll Milch. Und 
wenn es an das Verkaufen kam, so wollten die Leute in der Stadt 
von des Hexenmeisters Butter und Käse haben. Ebenso die Bäcker, 
wenn sein Weizen ausgedroschen war, oder die Fleischer, wenn er 
ein fettes Schwein zu verkaufen hatte. Kurz, alle Leute sagteni 
„Es geht nicht mit rechten Dingen zu; er ist ein Hexenmeister." 
2. Aber der Hexenmeister kehrte sich nicht an die Leute. Er 
stand alle Morgen zuerst im Dorfe auf und ging zuletzt zu Bette. 
Wo seine Tagelöhner arbeiteten, da sah er nach; und wenn sie es 
nicht recht machten, so zeigte er es ihnen. In seinem Stalle sah es 
aus, als wenn darin getanzt werden sollte, so rein war alles. Was 
in die Miststätte gehörte, das lag darin, nicht aber im Stalle oder 
im Hofe. Dem Knechte und der Magd wollte es anfangs nicht bei 
dem Hexenmeister gefallen, weil er alles nachsah und sie immer 
tadelte, wenn sie es nicht recht machten. Da sie aber satt zu essen 
bekamen und zu rechter Zeit ihren Feierabend und Ruhetag hatten 
und ausserdem einen schönen Lohn erhielten, so blieben sie doch bei 
ihm und liessen es sich gefallen. 
3. Die Bauern aber ärgerten sich über den Hexenmeister und 
thaten ihm gern einen Schabernack. Wer vorüberging, warf ihm 
einen Stein in den Garten. Was that der Hexenmeister? Es las die 
Steine zusammen und besserte damit den schlechten Weg aus, so dass 
er nun leichter in seinen Garten fuhr als vorher. Da hörten sie auf, 
Steine hinein zu werfen. Als aber der Hexentag, der 1. Mai, kam, 
da legten sie Besen kreuzweise vor seine Thür- und bildeten sich ein 
nun werde der Hexenmeister nicht herauszugehen imstande sein. 
Allein sie hatten sich wieder geirrt. Der Hexenmeister kam, nahm 
die Besen, legte sie auf einen Klotz und zerhieb sie mit der Axt. 
Bei diesem Reisig kochte er seinen Kaffee und lachte die dummen 
Bauern aus. — Zuletzt lernten die Bauern doch auch, dass es keine 
Hexerei ist, seine Felder in gutem Stande zu erhalten, schönes und 
gesundes Vieh zu erziehen und für alles Käufer zu finden, sondern 
dass durch Fleiss und Ordnung jeder ein solcher Hexenmeister 
werden kann. Curtman.
	        
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