398 Neueste Geschichte. §. 556. c.
3i J>8— Mengs, der Sohn eines sächsischen Hofmalers, dem entarteten Kunstgeschmack seiner
ir7<J Zeit entgegen und weckte durch eine große Anzahl von Bildern in Oel und in Fresco
(„der Parnaß" in der Villa Albani zu Rom) einen neuen Kunstsinn; und wenn
auch der aller Genialität ermangelnde Meister den Zopfstil noch nicht ganz zu über¬
winden vermochte, so hat er doch den Weg gezeigt, auf welchem man zu einem wür¬
digen Kunstgeschmack gelangen könne. Allerdings hat diese Kunstrichtung ihre Gefahren
David unb Abwege, die besonders in Frankreich durch I. L. David hervortraten, indem
1 man sich gänzlich an die Nachahmung der Antike, verbunden mit Studien nach der
Natur, nach Modellen und nach dem Theater hielt, und der Einbildungskraft und
dem schöpferischen Vermögen zu geringen Werth beilegte; allein durch den gesunden
ml— Künstlersinn einiger deutschen Maler, besonders des jungen Schleswiger Carstens,
17S8. wurde diese mechanische Kunstrichtung von dem Irrweg abgelenkt. Mit einer frucht-
baren und dichterischen Einbildungskraft begabt, gelangte Carstens durch aufmerk-
sames Anschauen der Antiken und Versenken in dieselben zu solchem Totaleindruck,
daß er ihre Formen aus dem Gedächtnis? und der Einbildungskraft frei und selb¬
ständig zu reproduciren vermochte. Aber verkannt und wenig beachtet, fand er nicht
die nöthige Unterstützung zu großen Compositionen in Oel oder Fresco. Von Ar-
muth und Krankheit niedergebeugt, starb er in jungen Iahren in Rom. Seine be¬
geisternde Anregung erweckte jedoch einen lebendigeren Sinn unter den deutschen
Künstlern: Jos. Anton Koch aus Tirol, Gottl. Schick aus Stuttgart („Apollo
unter den Hirten"), Eberh. Wächter it. A. m. schritten auf seiner Bahn fort. —
Der klassischen Kunstrichtung traten zuerst eine Anzahl deutscher Künstler entgegen,
die im Anfang unseres Jahrhunderts sich in Rom zusammenfanden und ihre innere
Uebereinstimmnng durch gemeinsame Studien und Ausführungen kund gaben. Ganz
in die Idee der romantischen Schule eingehend, widmeten sie ihre Kunst ausschließlich
christlich-religiösen Darstellungen nach dem Vorbilde altdeutscher und altitalienischer
Gemälde. Mehrere von ihnen, wie Overbeck, Schadow, Veit, bezeichneten
ihre Erweckung für die neuroinantische Kunstrichtung durch ihren Uebertritt zur katho-
nso— lischen Kirche. An ihrer Spitze stand Friedr. Overbeck von Lübeck, der in seinen
1809. zahlreichen Oelgemälden christlich-religiösen Inhalts („Der Bund der Kirche mit den
Künsten" in Frankfurt a. M.) eine große Anmuth und Holdseligkeit in der Bildung
der Gestalten entwickelte; aber bei der herrschenden Uebersinnlichkeit uud Leblosigkeit
seiner Bilder ging die Kraft uud der Sinn für das Große und Gewaltige verloren.
Wie in Overbeck die weiche, ausschließlich religiöse Gefühlsrichtung ihren Vertreter
Cornelius f^d, f0 bje freiere, kräftigere Stimme der Romantik in Peter Cornelius aus
180?. Düsseldorf. Nach seiner Rückkehr ins Vaterland wirkte er als Direktor der Düssel -
dorfer Malerakademie anregend auf viele jüngere Künstler und schmückte zu-
gleich mehrere der Prachtgebäude, die der Kunstsinn König Ludwigs von Bayern in
München errichten ließ, wie die Ludwigskirche und Pinakothek, mit großartigen
Wand- und Deckengemälden in Fresco. Als er im Jahre 1825 die Leitung der
Münchner Kunstakademie übernahm, hatte er in Düsseldorf zum Nachfolger Wilh.
ecbacoiu Schadow, der bald gleichfalls eine Reihe talentvoller Schüler um sich sammelte,
17S«.»— bic „Düsseldorfer Schule" der „Münchner Schule" unter Cornelius und
1802' seinen Jüngern ebenbürtig zur Seite trat. Während die letztere vorzugsweise die
Frescomalerei pflegte und zu hoher Vollendung führte, widmete die Düsseldorfer
Akademie ihre Kunftthätigkeit mehr der Historien- und Landschaftsmalerei in Oel.
Beide Orte entfalteten einen rühmlichen Wetteifer, dem man die hohe Kuiiftblüthe
unserer Tage zu danken hat. In München wirkten neben Cornelius Heim. Heß
(Aller-Heiligen-Hvfkapelle und Bonisaciuskirche), Ioh. Schraudolph, dem in der
Folge die Ausschmückung des Kaiserdoms in Speyer übertragen ward, der Schlachten-
Sa,wind maler Dietz, der talentvolle Schwind, der die innern Räume der wiederherge-
1 i87i. fte^ten Wartburg bei Eisenach mit Bildern aus der thüringischen Geschichte und Sage