155. Der Bund.
sich in die Reihe der Genossen und stürzt allein in das Getümmel der
Schlacht.
Aber auch in Zeiten des Friedens erweist sich das kluge Pferd als ein
höchst nützliches Tier, denn wie es dem Krieger dient, so ist es auch dem Land—
wirte willig und gehorsam vor dem Wagen und dem Pfluge. Es trägt den
Reisenden uber die rauhen Pfade der Alpen, in die Eisfelder Sibiriens, und
durchrennt mit ihm die endlosen Steppen der Wüste. Stets und in allen Ver—
hältnissen bleibt das Pferd ein treuer, beharrlicher Arbeiter, ein behender
Renner, ein kühner Held und Waffengenosse. Dieser trefflichen Eigenschaften
wegen hat es der Mensch auch schon in den ältesten Zeiten als Haustier heran—
gezogen. (Sträßle.)
155. Der Iund.
Rein anderes TViergeschlecht bietet so viele und mannigfaltige Unterschiede
dar, wio das Hundegeschlecht. Der Spitz mit seiner langen spitzen
dehnauze, seinen gerade aufstehenden Obren und dem gerollten Schwanze;
der englische Bulldog mit der kurzen dicken Schnauze, dem starken
Nacken, den kräftigen Beinen, den hängenden Ohren und der häufig ge—
sSpaltenen Nass; der Vindhund mit dem schlanken Körper, mit dünnen
hohen Beinen, mit kleinen Ohren und langem dünnem Schwanze; der
Dachshund mit kurzen krummen Beinen und breiten herabhängenden
Ohren; der Pudel mit seinem langen gekräuselten Haar; der gewaltig
grosss Noufundländer und der drollig«e kleine Pinscher — welche
ausserordentlichen Verschiedenheiten bieten alle diese Arten, und doch er—
kennt aueh das Kind jede sofort und ruft: „Es ist ein Hund!“ Aber alle
jene Arten haben auch eine Ligentümlichkeit der Anlage, durech welche
sie dem Menschen vor allen Tieren wert sind: wegen ihrer Anhänglichkeit
und Treue, ihrer Spürkraft und Wachsamkeit sind sie wunderbar dazu ge-
eignet, auf dem ganzen Erdboden die Wächter des Menschen zu sein.
Schon dureh seine äussere Haltung beweist der Hund, wie er den
Menschen versteht: wie klug sieht er seinen Herrn an, ob er ihn wohl
auf einem Spaziergang begleiten darf, und wenn nun der Herr mit einem
leisen Nicken oder einem Worte die Erlaubnis giebt, wie lustig und aus-
gelasson springt er dann um ihn herum. Und wie vermag er dureh die
Verschiedensten Töne Trauer und Freude, Zorn und Liebe auszudrücken!
Bewunderungswürdig ist die Gelehrigkeit des Pudels, der zu den manvig-
faltigsten Kunststücken abgerichtet vird; bewunderungswürdig auch die ge—
Spannte Aufmerksamkeit des Jagdhundes, der dem Jäger die Hühner auf-
gespürt hat und nun still und regungslos vor ihnen steht: aber die edelste
Rigenschaft dieses Tieères ist doch seine Treue. NMit gleicher Innigkeit ist
der Hund dem Bettler wie dem König zugethan; im Überfluls wie in der
Durftigkeit, in Erost und Hitze, bei Hunger und Durst — immer bleibt er
dieselbe treus Seele. Schaut man dem Hunde so recht ins Auge, so spricht
die treuherzigste Ruhe und die rührendste Aufrichtigkeit daraus.
Wabrlich, es sind reiche und mannigfaltige Kräfte, welche Gott in
diesos Tier gelegt hat, aber nur dem NMenschen zuliebe hat er das