8. Druck und Schrift.
7. Der kluge Star.
Ein durstiger Star wollte aus einer Wasserflasche trinken, aber er konnte
das Wasser in derselben mit seinem kurzen Schnabel nicht erreichen. Er
hackte ins dicke Glas, aber er vermochte nicht, es zu zerbrechen. Dann
stemmte er sich gegen die Flasche, sie umzuwerfen, aber dazu war er zu
schwach. Endlich kam er auf den glücklichen Einfall, daß er Steinchen zu⸗
sammenlas und sie in die Flasche warf; da stieg das Wasser zuletzt so hoch,
daß er es erreichen und seinen Durst löschen konnte.
8. Druck und Schrift.
1.
In einem Buche reden die zu uns, welche vor hundert und tausend Jahren
lebten, als wären sie noch unter uns. Ein Buch setzt alle die miteinander
in Verbindung, welche es lesen. Die Kaufmannsschiffe bringen Kaffee und Thee,
Baumwolle und Seide, Gold, Silber, Eisen und vieles andere, das wir für
unsern Leib brauchen; aber was unser Geist braucht, das führen Bücher uns
zu von nahe und fern. Durch ein Buch spricht der Weise zu den Weifen und
zu denen, die es werden wollen. Durch ein Buch redet das erfahrene Alter
zu der Jugend und zu den Kindern selbst. Das Buch lehrt die Welt kennen.
Der Leser bekommt ferne Dinge zu sehen und zu hören, wie hinter den Bergen
und jenseit des Wassers auch Menschen wohnen. Ein Buch tröstet die Trau—
rigen und leistet den Einsamen Gesellschaft.
Wie entsteht ein Buch? Bis Gutenberg kam, hatte man nur geschriebene
Bücher. Aber ein Drucker kann mehr drucken, als tausend Schreiber schreiben
können. Darum sind durch das Drucken die Bücher billiger geworden. Vor
Erfindung der Buchdruckerkunst galt eine Bibel gegen 2000 M, ein neues
Testament 200 M
So viel auch in unseren Tagen gedruckt wird, geschrieben muß doch auch
werden. Und das Schreiben sollte jeder können.
Wir leben alle in einer Gemeinde. Wer in einer Gemeinde ein Amt oder
Amtchen verwalten will, der muß schreiben können. Wer in einer Gemeinde
Wohlfahrt und Recht fördern, Mißfahrt und Unrecht hindern will, der muß
schreiben können. Wer anstatt seines Namens drei Kreuze macht, der kann
nicht Bauervogt oder Schulze sein.
Wir haben einen Hausstand; du bekommst einen, Jugend. Wer da nicht
aus der Hand in den Mund lebt, sondern einnimmt, was er erst nach längerer
Zeit wieder ausgiebt; wer ausgiebt, was er erst nach längerer Zeit wieder
zurückbekommt: der muß anschreiben. Das gehört zum ordentlichen Haushalten,
welchem Salomo eine schöne Hoffnung gemacht hat (Sprüche 24); und Sirach
hat auch etwas davon verstanden, wenn er Kapitel 42, Vers 7 alle Ein
nahme und Ausgabe anschreiben lehrt. Wer schreibt, der bleibt, ist ein Sprich⸗
wort; und mancher hat müssen in seinem Mangel an andere um Hilfe schreiben,
weil er nicht, als er im Wohlstand war, hat mögen anschreiben.
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