255. Das Renntier.
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wo endlich ein rötlicher Schimmer das Wiederaufgehen der Sonne verkündet.
Natürlich bedeckt denn auch den größten Teil des Jahres hindurch, ungefähr
acht Monate lang, Eis und Schnee den Boden. (Klöden.)
255. Das Renntier.
Je öder die Natur ist, welche den Lappländer umgiebt, desto mehr ist Gottes
Gute und Weisheit zu preisen, die auch ihm durch das Renntier die Mög—
lichkeit des Lebens gewährt hat. Es ist die einzige Hirschart, die zum Haustier
geworden ist.
Der armere Lappländer hat Herden von zehn bis zwölf Stück, während
der reiche deren vier- bis fünfhundert besitzt. Die Hirten kennen, obgleich ein
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Tier wie das andere aussieht, nicht allein alle, sondern sogar die Fehler und
Tugenden eines jeden.
Die Zucht dieser Tiere ist äußerst mühsam und nur diesen Völkern nicht
beschwerlich; denn die Renntiere sind fortwährend in Bewegung, und der Lappe
muß im beständigen Trabe hinter ihnen her sein, um sie zusammen zu halten.
Ihre Nahrung besteht im Sommer aus allerlei Gebirgs⸗Pflanzen, im
Winter fast nur aus gallertreichen Flechten der Ebene, die sie mühsam aus dem
Schnee herausscharren müssen.
Eerst im 4 Jahre spannt man sie vor den Schlitten, welcher äußerst
leicht gebaut und mit Renntierhaut überzogen ist. Das angespannte Renntier
hat zur Halsschnur ein Stück Haut, woran man das Haar hat sitzen lassen,
uͤnd von welchem nach der Brust, über den Leib hin, zwischen den Beinen
durch, eine Schnur geht, die vorn an dem Schlitten befestigt wird. Der Leit—