61
Allmählich verliert der Roggen seine grüne Farbe; er
wird blaßgelb und dürr. Wenn er noch eine Weile gestanden
hat, ist er reif, und der Landmann kommt mit der Sense und
schneidet ihn ab.
226. Die Forelle.
*Thomas Ignaz Scheer.
Am klaren Bache verweilen die Knaben gern und sehen den
Fischen zu, die im Wasser munter umherschwimmen. Ein Fischer
sizt am Ufer und hält die Angelrute in der Hand. Unverwandt
richtet er den Blick auf das Wasser. Jetzt zuckt die Rute ; er zieht
aufwärts, und zappelnd hängt ein Fisch an der Schnur. Da dilen
die Knaben herbei, um den Fang zu sehen.
Welch ein schöner Fisch! Wie Silber schimmern seine Schup—
pen. Der Rücken ist dunkel gefärbt und mit schwarzen Punkten
besetzt. Die Seiten sind gelblich, der Bauch ist weiß. Die vielen
roten Flecken mit blauen Rändern stechen gegen die helle Farbe
schön ab und gereichen dem Fische zur besonderen Zierde.
„Das ist eine Forelle,“ spricht freudig der Fischer. „Seht,
sie atmet noch durch die Kiemen zur Seite des Kopfes; ihr Auge
ist starr und unbeweglich. Sie hat sechs Flossen, zwei neben den
Kiemendeckeln, zwei am Bauche hintereinander, eine auf dem
Rücken und eine Gabelflosse am Schwanze. Aber seht auch die
spitzen Zähne am Rande der beiden Kinnladen! Selbst der Gaumen
und die Zunge sind noch mit scharfen Spitzen besetzt. Das ist ein
verdächtiges Zeichen und verrät uns, daß die Forelle ein Raubfisch
ist. Sie verzehrt nicht nur Mücken und Würmer, sondern auch
kleine Fische. Aber wir wollen sie in den wassergefüllten Behälter
legen; denn nur im Wasser kann der Fisch leben. Außerhalb des
Wassers stirbt er bald.“
Die Forelle findet sich nur in Bächen und Flüssen mit frischem,
klarem Wasser. Es sind deshalb die kühlen Berggewässer ihr Lieb—
lingsaufenthalt. Wie ein Pfeil schießt sie dahin. Sie hat ein feines
Gehör und Gesicht und einen scharfen Geruch. Bemerkt sie einen
Menschen am Ufer, so verbirgt sie sich eiligst Die Forelle versteht
auch ein Kunststück, das ihr nur wenige Tiere nachmachen können.
Sie kann nämlich ihre Farbe verändern. In Bächen und Flüssen
mit hellem Untergrunde und viel Licht sind die Forellen hell gefärbt;
ist der Untergrund dunkel und schattig, so tragen die Forellen ein
dunkles Gewand. Setzt man sie in einen Fischtrog, so bekommen
sie bald über den ganzen Leib braune Streifen Man muß darum
Lesebuch für Mittelklassen. W.
11