Full text: Lesebuch für die Mittelklassen katholischer Volksschulen

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Allmählich verliert der Roggen seine grüne Farbe; er 
wird blaßgelb und dürr. Wenn er noch eine Weile gestanden 
hat, ist er reif, und der Landmann kommt mit der Sense und 
schneidet ihn ab. 
226. Die Forelle. 
*Thomas Ignaz Scheer. 
Am klaren Bache verweilen die Knaben gern und sehen den 
Fischen zu, die im Wasser munter umherschwimmen. Ein Fischer 
sizt am Ufer und hält die Angelrute in der Hand. Unverwandt 
richtet er den Blick auf das Wasser. Jetzt zuckt die Rute ; er zieht 
aufwärts, und zappelnd hängt ein Fisch an der Schnur. Da dilen 
die Knaben herbei, um den Fang zu sehen. 
Welch ein schöner Fisch! Wie Silber schimmern seine Schup— 
pen. Der Rücken ist dunkel gefärbt und mit schwarzen Punkten 
besetzt. Die Seiten sind gelblich, der Bauch ist weiß. Die vielen 
roten Flecken mit blauen Rändern stechen gegen die helle Farbe 
schön ab und gereichen dem Fische zur besonderen Zierde. 
„Das ist eine Forelle,“ spricht freudig der Fischer. „Seht, 
sie atmet noch durch die Kiemen zur Seite des Kopfes; ihr Auge 
ist starr und unbeweglich. Sie hat sechs Flossen, zwei neben den 
Kiemendeckeln, zwei am Bauche hintereinander, eine auf dem 
Rücken und eine Gabelflosse am Schwanze. Aber seht auch die 
spitzen Zähne am Rande der beiden Kinnladen! Selbst der Gaumen 
und die Zunge sind noch mit scharfen Spitzen besetzt. Das ist ein 
verdächtiges Zeichen und verrät uns, daß die Forelle ein Raubfisch 
ist. Sie verzehrt nicht nur Mücken und Würmer, sondern auch 
kleine Fische. Aber wir wollen sie in den wassergefüllten Behälter 
legen; denn nur im Wasser kann der Fisch leben. Außerhalb des 
Wassers stirbt er bald.“ 
Die Forelle findet sich nur in Bächen und Flüssen mit frischem, 
klarem Wasser. Es sind deshalb die kühlen Berggewässer ihr Lieb— 
lingsaufenthalt. Wie ein Pfeil schießt sie dahin. Sie hat ein feines 
Gehör und Gesicht und einen scharfen Geruch. Bemerkt sie einen 
Menschen am Ufer, so verbirgt sie sich eiligst Die Forelle versteht 
auch ein Kunststück, das ihr nur wenige Tiere nachmachen können. 
Sie kann nämlich ihre Farbe verändern. In Bächen und Flüssen 
mit hellem Untergrunde und viel Licht sind die Forellen hell gefärbt; 
ist der Untergrund dunkel und schattig, so tragen die Forellen ein 
dunkles Gewand. Setzt man sie in einen Fischtrog, so bekommen 
sie bald über den ganzen Leib braune Streifen Man muß darum 
Lesebuch für Mittelklassen. W. 
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