Full text: Lesebuch für die Mittelklassen katholischer Volksschulen

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Ringelnatter kann auch auf junge Bäume und auf Sträuchoer 
steigen. Wenn sie jung ist, fängt sie Kerbtiere und Würmer, 
später auch kleine Fische; sie soll auch Mäuse und Heine 
Vögel angreifen und fressen. Ihre Lieblingsnahrung aber sind 
Frösche und Kröten, von denen sie eine große Zahl verschlin— 
gen kann. Oft sind die Frösche viel dicher als der Kopft der 
Schlange; sie braucht dann mehr als eine halbe Stunde, um 
einen solehen Frosch hineinzuwürgen. Wenn sie gesãttigt ist, 
liegt sie wie tot da. 
Die Ringelnatter legt Eier, die größer als Sperlingseier 
sind; die Eler sind jedoch nieht von diner harten Schals um 
goben, sondern mit éiner lederartigen Haut überzogen. Da die 
Ringelnatter ein kaltblütiges Tier ist, Kann sie die Hier nin 
selbst ausbrüten; sie legt diess dahèr an feuchte und varnn— 
Stellen, 2. B. in Düngerhaufen. Nach etwa drei Wochen schlüp- 
fen die Jungen aus. Sie sind dann schon 15 em lang, vach- 
sen aber nur sehr langsam. 
Wenn die Ringelnatter einen Menschen sieht, so sucht 
sie gleich zu entfllehen. Hindert man sie daran, so richtet 
sie sich auf, zischt wütend und fährt auf uren Peind los. 
Sie versucht dann auch zu beiben; doch ist ihr Bib nicht ge- 
fährlich, da sie Leine Giftzähne hat. 
229. Vom schlafenden Apfel. 
Robert Reinick. 
5. Die Sonne spricht: „Warum 
nicht?“ 
und wirft ihm Strahlen ins Gesicht, 
küßt ihn dazu so freundlich, 
der Apfel aber rührt sich nicht. 
1. Im Baum, im grünen Bettchen 
hoch oben sich ein Apfel wiegt, 
der hat so rote Bäckchen, 
man sieht's, daß er im Schlafe liegt. 
2. Ein Kind steht unterm Baume, 
das schaut und schaut und ruft hin— 
auf: 
„Ach Apfel, komm herunter! 
Hör endlich doch mit Schlafen auf!“ 
3. Es hat ihn so gebeten, 
glaubt ihr, der wäre aufgewacht? 
Er rührt sich nicht im Bette, 
sieht aus, als ob im Schlaf er lacht'. 
6. Nun schau! da kommt ein Vogel 
und setzt sich auf den Baum hinauf. 
„Ei Vogel, du mußt singen; 
gewiß, gewiß, das weckt ihn auf!“ 
7. Der Vogel wetzt den Schnabel 
und singt ein Lied so wundernett 
und singt aus voller Kehle; 
der Apfel rührt sich nicht im Bett. 
4. Da kommt die liebe Sonne 
am Himmel hoch daherspaziert. 
„Ach Sonne, liebe Sonne, 
mach du, daß sich der Apfel rührt!“ 
8. Und wer kam nun gegangen? 
Es war der Wind, den kenn ich schon, 
der küßt nicht, und der singt nicht, 
der pfeift aus einem andern Tol. 
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