Full text: Mit 46 Abbildungen (Teil 2 = (4. und 5. Schuljahr), [Schülerband])

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8. Vo Lieb' und Treu' sioh so dem Lönig woihen, 
wo Fürst und Volk sieh reichen so die Hand, 
da muß des Volkes wahres Glüok gedeihen, 
da blüht und wäcohst das sohöne Vaterland. 
do sehwören wir aufs neue 
dem König Lieb' und Treue! 
Eest sei der Bund! Ja, sohlaget mutig ein! 
Wir sind ja Preußen, labt uns Preuben sein! 
Bernhard Thiersch. (Gelürzt.) 
206. Eine Rekrutenwerbung unter dem Soldatenkönig. 
1. Es war ums Jahr 1723. An einem schönen Sommertage herrschte 
auf dem Marktplatz eines märkischen Städtchens ein buntes, bewegtes Treiben. 
Tags zuvor waren Werber in den Ort gekommen; es waren ein Offi— 
zier, zwei Korporale und zwei Trommler. Ihre Aufgabe war, für die 
Grenadiere des Königs Rekruten zu werben. Schon am frühen Morgen des 
Werbetages rasselten an verschiedenen Orten des Städtchens die Werbetrommeln. 
Die gesamte Bürgerschaft lief bei dem Klange dieser unerhörten Musik aus 
ihren Häusern und traf schließlich auf dem Marktplatz zusammen. Hier war 
vor dem Wirtshaus ein großer Tisch aufgestellt, auf dem gewaltige Krüge 
mit Bier standen, neben denen Pfeifen und Tabaksbeutel lagen. Einige 
Musikanten spielten ein lustiges Stückchen auf. 
2. „Trinkt, Burschen, euer König bezahlt alles!“ rief der Korporal, und 
die Burschen ließen sich nicht nötigen. 
„Lustig, Kinder! So will es unser allergnädigster König haben!“ sagte 
auch der Offizier, indem er seinen gewaltigen Schnauzbart strich. Dazu dampfte 
er aus einer kurzen, holländischen Tonpfeife blaue Rauchwolken in die Luft. 
Der Korporal nahm währenddessen einen grauen Leinwandbeutel, gefüllt 
mit großem und kleinem Silbergeld, vom Tische, hielt ihn empor und rief: 
„Hier ist Geld genug, wir wollen alle lustig sein!“ Damit nahm er eine 
Handvoll neuer silberner Groschen und warf sie unter die Jugend, die in 
wütender Balgerei sich um das seltene Geschenk herumstritt. 
„Bei uns Soldaten Seiner Majestät geht's immer so her! Musikbande, 
spielt mal ,unsers Herrgotts Dragonermarsche.“ Sofort gingen die Musi— 
kanten dazu über, den bis auf den heutigen Tag im preußischen Heere be— 
liebten ‚Dessauer Marsch“ zu blasen. Dieser Marsch war die Lieblingsmelodie
	        
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