Konstantin Monomachos wünscht den Frieden. Gesandtschaft Leos IX.
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^ch der Genuß des Fleisches erstickter Tiere zum Vorwurf gemacht werden und endlich ist
es ein Unrecht, daß ihr das Alleluja nicht in der Fastenzeit, sondern nur zu Ostern singt.
In allen diesen Dingen täuschet ihr euch selbst und das Volk; deshalb ändert eueru sowie
des Volkes und der Priester Sinn, damit ihr den Lohn des Herrn verdient! Wenn ihr
dies tut, werden wir euch rtoch ausführlicher über den wahren Glauben und über das Heil
der Seelen schreiben, für welche Christus sein Leben gab."
Dieser Brief fiel in die Hände des Kardinals Hnmbert, der ihn ins Lateinische über¬
setzte und dem Papste Leo IX. vorlegte. Leo erließ ein sehr weitläufiges Anwortschreiben,
in welchem er weniger ans die Widerlegung der erhobenen Vorwürfe einging, als in allge¬
meiner Weise die Segnungen des Friedens betonte uud dadurch eine Einigung herbeizu¬
führen; hoffte. Um dieselbe Zeit sandte er aber auch ein Antwortschreiben an Petrus, den
neuerwählten Patriarchen von Antiochien, der ihn brieflich nach den Ursachen des Streites
zwischen der römischen und griechischen Kirche befragt hatte. Er gibt ihm die Versicherung,
daß die römische Kirche bemüht sein werde,
das Band der Einheit festzuhalten, und
rat ihm zugleich, aus seiner Hut zu sein,
daß nicht die Wurzel der Bitterkeit und
des Unfriedens in feinem Sprengel Boden
faffe und wuchere.
Die beste Aussicht auf baldige Bei¬
legung der schwebenden Mißverhältnisse
zwischen der abend- und morgenländischen
Kirche eröffnete sich, als Kaiser Kon¬
stantin Monomachos im Hinblick auf
feine durch die Normannen gefährdete
Stellung in Italien an den Papst ein
Schreiben richtete, in welchem er das
lebhafte Verlangen ausdrückte, den Frie¬
den zwischen Rom und Konstantinopel
möglichst bald hergestellt zu sehen, und
hierzu fleißige Mithilfe versprach; auch
Michael Cärularius schrieb auf des Kaisers Der heilige Papst Lev IX.
Veranlassung im friedlichsten und ver¬
söhnlichsten Tone an den Papst. Dieser ergriff natürlich die dem Anscheine nach so gün¬
stige Gelegenheit, der Kirche unbeschadet seines apostolischen Ansehens den Frieden wieder
geben zu können, mit beiden Händen und säumte nicht, noch im Jahre 1054 eine Gesandt¬
schaft nach Konftantinopel zu schicken, damit alle Zwietracht so schnell und gründlich als
möglich ausgeglichen würde. Die Gesandtschaft bestand aus drei sehr trefflichen Männern,
deren Wahl als außerordentlich glücklich bezeichnet werden konnte; die hohe wissenschaftliche
Bildung des Kardinals Hnmbert, die Festigkeit des Charakters, Klugheit und feine Lebens¬
art des Kanzlers Friedrich, die unerschütterliche Standhaftigkeit im Glauben und die Zu¬
verlässigkeit Peters, des Erzbischofs von Amalfi, sicherten der römischen Kirche ein unge¬
schmälertes Ansehen im Auslande. Als Begleitschreiben gab Leo dieser Gesandtschaft zwei
Briefe mit, einen an den Kaiser und einen an den Patriarchen.
Als die päpstliche Gesandtschaft in Konftantinopel eingetroffen war, empfing sie der
Kaiser mit großer Freundlichkeit und behielt sie einige Tage in feinem Palafte. Der Patriarch