Full text: [Theil 2, Abth. 2] (Theil 2, Abth. 2)

«inen Triumph bewilligte, eine Ehre, die sich seit Tl- 
berius die Kaiser nur allein Vorbehalten hatten. Doch 
ging er in demselben bescheiden zn Fuß einher, und siel, 
als er vor der kaiserlichen Tribüne vorbeykam, nach der 
jetzt eingeführten morgenländischen Sitte, auf sein Ange¬ 
sicht nieder. Dasselbe that Gelimer, der im Purpur 
sammt allen seinen Verwandten hinter ihm herging. Die¬ 
ser, vom gerechten Schicksal so tief gebeugte Herrscher, 
erhielt vom Kaiser die Würde eines Römischen Patriciers, 
und ansehnliche Güter in Gallatien. Hilderichs Töchter 
wurden im Kaiserpallafte anständig erzogen. 
Ein so rascher und glänzender Erfolg reizte den un¬ 
ternehmenden Justinian, mit dem O stg othi sche n Reiche 
in Italien dasselbe zu versuchen. Nach Theodorichs Tod 
zeigte sich nahmlich bald die Schwäche des auf das Genie 
Eines Manneö und auf die Kraft Eines Heeres gebauten 
Reiches. — Amalasuntha, Theodorichs geistreiche 
Tochter, hielt nach des Vaters Tod die Zügel des Rei¬ 
ches im Nahmen des unmündigeu Athalrich, welchen 
sie ihrem früh verstorbenen Gemahl Eutharich geboren 
hatte. Die Grundsätze ihrer Verwaltung — der treffliche 
Cassi odorus leitete sie — waren milder, als jene von 
Theodorichs schönster Zeit. Sie hatte viel Römische Bil¬ 
dung und feine Sitten angenommen, verstand Griechisch 
und Latein, und fühlte sich eben deßwegen mehr zn 
den Römern als zu den Gothen hingezogen. Auch suchte 
sie nicht allein die letzten Ungerechtigkeiten ihres Vaters 
zu vergüten, indem sie die Angehörigen des Symmachus 
und Boerhius reichlich beschenkte, und viele Aemrer an 
Römer vergab ; sondern sie ließ selbst ihren Sohn weniger 
nach Gokhensikte in den Waffen üben, als nach Römer- 
art in den Wissenschaften unterrichten. Solches Betragen 
mißfiel den rohen, der alten Nationalsitte getreuen Go.< 
thischen Kriegern, und erzeugte bald heftige Gährungen. 
Amalasuntha sah sich genökhigt, ihren Erziehungsplan 
aufzugeben, und den jungen König unter den Gothischen 
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