74
6. Aus dem Tier- und Pflanzenleben
a. Im Garten und auf dem Felde.
58. Schneeglöckchen und die Blümelein.
Es war ein schöner Märztag. Zum ersten Male seit langer
Zeit lachte die Sonne wieder am blauen Himmel. Da wurde
es dem Schneeglöckchen in seinem Bettlein zu warm. Flink
sprang es von seinem Lager in die Höhe und schaute sich im
Garten nach seinen Spielgefährten um. Aber nirgends war
ein Blümchen zu sehen! Die schliefen noch in der Erde drin.
Da wurde das Schneeglöckchen traurig und ließ betrübt sein
Köpfchen hängen.
Dem lieben Gott tat das arme Schneeglöckchen leid, und
er ließ den milden Frühlingswind wehen. Der blies das
Schneeglöckchen leise an, daß sein silberhelles Glöcklein hin und
her schaukelte und immer läutete: Bim, bim; kling, kling!
Das Veilchen hörte das liebliche Geläute und schlug ver—
wundert seine blauen Augen auf. Auch die Gänseblümchen und
die Himmelsschlüssel kamen aus ihrem Verstecke hervor und
schmückten den Garten. Sogar das Gras spitzte seine Ohrchen
und fragte neugierig, was das Klingen zu bedeuten hätte.
Da lachten die Blümchen hell auf und riefen: „Der Lenz
ist da, der Lenz ist da! Du Langschläfer, du! Merkst du denn
nicht, daß der Winter, der alte Griesgram, endlich fortge—
zogen ist?“
Das Gras säumte nun nicht länger und sprang rasch auf
seine Beinchen.
Im Garten aber war jetzt ein reges Leben! Da summten
die Bienen; da schaukelten sich Schmetterlinge; da erzählten
sich die Blätter flüsternd wunderschöne Geschichten; die Blumen
hauchten ihren Duft aus, und die Vöglein sangen, daß es
eine Lust war. Martin Frey
59. Wenn die Krokus blühen.
Ich stehe an der Planke und gucke durch eine Spalte. Da
sehe ich ein rundes Beet. Es schimmert gelbbraun; die Erde
ist mit Lohe zugedeckt. Eine dicke Einfassung von Buchsbaum
liegt wie ein schwarzgrüner Kranz um das Beet. Auf dem
Beete blüht es. Weißes sehe ich und Gelbes und Violettes, auch