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Durch einen Herold macht er kund:
Wer ihn besiegen wollt',
der möge tausend Gulden bar
empfahn, des Sieges Sold.
Doch keinen von den Herren all
gelüstet nach dem Geld;
da springt erzürnt ein Herzog auf —
Herr Chrisstoph war der Held.
Und mãchtig schwingt er seinen Speer
zum Kampf mit starker Hand;
ein Stob — es lag der Polenheld
getrosfen in dem Sand.
Da bliesen die Trompeten hell
zu Herzog Christophs Ehr.
Es war kein Held im Bayerland
so ritterlich als er.
Alexander Schöppner.
68. Auf der grünen Iar.
Als kleiner Halleranger Vach sprudelten wir aus den wilden
Gehängen des Karwendel. Krummholz wucherte an unseren Ufer—
halden; Alpenrosen badeten ihre Purpurglocken in unserm frischen
Naß. Geier und Gemsen kamen, aus der kühlen Quellflut zu trinken.
Von Menschenkindern kannten wir nur den lustigen Geißbuben, der
seine Herde in den öden Steinkaren weidete, und den verwilderten
Wurzelgraber. — Dann zogen wir in felsiger Furche hinaus ins Hinter⸗
autal. Hier bauten Jäger und Holzer, Hirten und Köhler ihre Hütten
an das Ufer.
Durch viele Bergwasser gestärkt, traten wir an der Scharnitz ins
bayerische Land. Da trieben wir zwischen hohen Wänden in die erste
breitere Talsohle. Aus wilder Klamm stürzte sich in einem mächtigen
Wasserfall die Leutasch in unsere Arme. Mit Jugendlust stürmten wir,
von Matten und Weidenbüschen begleitet, am musikkundigen Mitten—
wald, am stillen Krün und Wallgau vorüber. Wunder an Wunder
haben wir da geschaut in Wald und Flur, an Blumen und Tieren
neuer Art. Darum zieh mit uns, Bub! 's geht nichts übers Wandern
in Gottes schöne Welt!