Full text: [Schuljahr 4, [Schülerband]] (Schuljahr 4, [Schülerband])

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Biegung und das Floß trieb bei Großhesselohe unter der Eisenbahn— 
brücke hin, die sich mit himmelanstrebenden Pfeilern über die schwindelige 
Höhe spannt. Darauf hat der Lenz einen hellen Juchzer getan. Vor 
ihm lag, wie aus dem Erdboden gezaubert, die ganze weite Schau 
umspannend, mit unzählbaren Giebeln, Kuppeln und Türmen die lang 
ersehnte Stadt München. — Nach einem tüchtigen Bade bei der Floß— 
tenne an der Marienklause ging's langsam unter Bögen und Brücken 
hinein in das endlose Häusermeer. Dem Büblein aus den Bergen 
wurde es von der Unzahl neuer Bilder ganz wirbelig im Kopfe. An 
der alten Lände „Zum grünen Baum“ kehrten sie ein zur Leibes— 
stärkung und Nachtruhe. 
Frühmorgens wurden die Flöße wieder losgebunden. Ruhig 
schwammen die Stämme in geregelter Fahrstraße nach Norden, durch 
die abwechselungslose Breite der Auen, Heiden und Moore, bis die 
Domtürme von Freising auftauchten. An der alten Bischofsstadt 
vorbei wurde die Fahrt fortgesetzt in die fruchtbaren Gelände von 
Moosburg. Bei Isareck mündete ein krümmungsreicher, fast strom— 
artiger Fluß. Seine langsamen Wellen erzählten eine stille Mär vom 
grünen Ammerwalde, von Schlössern in der Bergeinsamkeit, von reichen 
Gauen mit sagenumsponnenen Abteien und Edelsitzen. — Langsamern 
Laufes trug nun der einst so wilde Bergfluß die Edeltannen seiner 
Heimat in das segensschwere Getreidegebiet Niederbayerns. 
In der Dreihelmenstadt verkauften die Bergler ihre Flöße und 
der Lenz mußte sich wohl oder übel auf den feuerspeienden Dampf— 
wagen setzen. Der trug ihn mit Windeseile zurück in die stille Wald— 
heimat. — Da gab es ein endloses Fragen und Erzählen. Zum 
Schlusse meinte die Mutter lächelnd: Nun, wo hat's dir am besten 
gefallen? Da sprach der Lenz ohne Besinnen: Am schönsten, Mutter, 
ist's — daheim! Alois Frietinger.
	        
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