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dieses Paradies Italiens, übersah. Robert von Bari, der das un—
gerechte Urteil gesprochen, verlas auch den Spruch des Todes.
Eben wollte er den Stab brechen, als Graf Robert von Flandern
wütend auf ihn lossstürzte und ihm mit den Worten: „Wie wagst
du, frecher und ungerechter Schurke, einen so groben und herr—
lichen Ritter zum Tode zu verurteilen?“ das kurze Schwert durch
die Brusb stieb. Auch viele Ritter murrten; doch Karl blieb un—
beweglich. Konradin rief vom Rande des Schafotts: „Vor Gott
habe ich als Sünder den Tod verdient; hier aber werde ich ungerecht
verdammt. Ich frage all die Getreuen, für die meine Vorfahren
hier väterlich sorgten, ich frage alle Häupter und Fürsten der Erde,
ob der des Todes schuldig ist, welcher seine und seiner Väter Rechte
verteidigh? Und wenn auch ich schuldig wäre, wie darf man die
Unschuldigen grausam strafen, welche, keinem andern verpflichtet,
in löblicher Treue mir anhingen?“ Viele weinten, aber nichts
geschah. Konradin warf seinen Handschuh mitten unter die Um—
stehenden. Dann umarmte er seinen Freund Friedrich von Baden,
zog das Oberkleid ab, kniete nieder zum Gebete: „Jesus Christus,
Herr aller Kreaturen, König der Ehren, wenn dieser Keleh nicht,
an mir vorũbergehen soll, so empfehle ich meinen Geist in deine
Hände.“ Die letzte Sorge dieses edeln Jünglings betraf seine
Mutter. „OMutter, welches Leid bereite ich dir!“ Ein Augenzeuge
erzählt: „Lum Himmel streckte er die Hände; er wendete das Haupt
nieht ab, sondern hob es hoch empor wie ein Opfer und erwartete
gefabt die Schläge des Scharfrichters.“ Das Schwert blitzte, und
das Haus der Staufer hatte geendet! Als Friedrich von Baden
das blutende Haupt des Freundes sah, schrie er in unermeblichem
Schmerze so laut auf, dab die Umstehenden Tränen vergossen.
Schnell verschlang ihn und die andern das gleiche Schwert. Die
Leichen Konradins und Friedrichs, auf Karls Befehl am Meeres-
ufer eingescharrt, ruhen jetzt beisammen in der auf dem Platze der
Hinrichtung erbauten Rirche. Nach Johann Baptist Weib.
222. Des Deufschritters Ave.
l. „HLerr Ott vom Bühl, nun drängt die Not,
nun zeigt, wie treu Ihr's meint!
Das Feld ist rot, und die Brüder sind tot,
und hinter uns rasselt der Peind.