Full text: [Teil 2 = 4. bis 7. (8.) Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 2 = 4. bis 7. (8.) Schuljahr, [Schülerband])

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Heimat hin und wieder gesehen. Aber wie erstaunte er, als die 
erhabenen Hallen eines unterirdischen Palastes vor seinen Augen 
sich auftaten! Alle Augenblicke stand er still, von neuem über— 
raseht, hielt die Fackel hoch und staunte und bewunderte; denn 
in hohen, majestätisch gewölbten Bogen zog sieh der Höhlengang 
hin und flimmerte und blitzte wie von tausend Rristallen und 
Diamanten. Aber noch gröbere UÜberraschung stand ihm bevor, 
als sich sein Führer links wandte und ihn in eine weite Grotte 
führte, die wie der festlich geschmückte Saal des unterirdischen 
Palastes anzusehen war. 
5. Sein Führer mochte den gewaltigen Eindruck bemerken, den 
dieses Wunderwerk der Natur auf die Seele des Jünglings machte. 
Er nahm ihm die Fackel aus der Hand, stieg auf einen vorsprin- 
genden Felsen und beleuchtete so einen groben Teil dieser Grotte. 
6. Glänzend weibe Felsen fabten die Wände ein; weite Wöl- 
bungen, über deren Kühnheit das irdische Auge staunte, bildeten 
die glänzende Kuppel. Der Tropfstein, aus dem diese Höhle ge- 
bildet war, hing voll von vielen Millionen kleiner Tröpfehen, die 
in allen Farben des Regenbogens den Schein zurückwarfen und als 
silberreine Quellen in kristallnen Schalen sich sammelten. In 
seltsamen Gestalten standen Felsen umher, und die aufgeregte 
Einbildungskraft, das trunkene Auge glaubte bald eine Kapelle bald 
grobe Altäre mit reichem Faltenwurf und gotiseh verzierte Kanzeln 
zu sehen. Selbst die Orgel fehlte dem unterirdischen Dome nicht, 
und die wechselnden Schatten des Fackellichtes, die an den Wan- 
den hin und her zogen, schienen geheimnisvoll erhbabene Bilder 
von Märtyrern und Heiligen in ihren Nischen bald auf- bald zu- 
zudecken. 
7. Der Führer stieg, nachdem er das Auge des Jünglings für hin- 
länglieh gesättigt halten mochte. wieder herab von seinem Pelsen. 
„Das ist die Nebelhöhle,“ sprach er; „man kennt sie wenig im Land, 
und nur den Jägern und Hirten ist sie bekannt. Doch wagen es 
nicht viele, hereinzugehen, weil man allerlei böse Geschichten von 
diesen Kammern der Gespenster weib. Einem, der die Höhble 
nieht genau kennt, möchte ich nicht raten, sieh herabrzuwagen. Sie 
hat tiefe Schlünde und unterirdische Wasser, aus denen keiner mehr 
ans Licht kommt. Auch gibt es geheime Gänge und Kammern, 
die nur fünf Männern bekannt sind, die jetzt leben.“ 
Nach Wilhelm Hauff.
	        
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