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Spitze des Serails in das Goldne Horn einbog und die sinkende Sonne
ringsum die bleigedeckten Kuppeln, die Minarets mit ihren goldnen
Halbmonden, die aus hochstämmigem Platanendickicht und dunkelm
Zedernwald aufragenden Paläste, Türme und Säulen mit ihrem
Purpurlichte überströmen sah, gestand ich mir, daß die Erde, soweit
ich sie kenne, nichts gleich Prachtvolles biete. Freilich erhöht die
Abendbeleuchtung den Zauber dieses Anblicks. Indessen er ist herrlich
zu allen Stunden, und man kann sich nicht an ihm ersättigen.
Wenn man sich von dieser Flut wiegen läßt und in die ätherklaren
Wellen hinabblickt, während der Kiel des Nachens bald eine Zypresse,
bald ein schlankes Minaret, das sich in ihnen spiegelt, durchschneidet,
glaubt man sich in ein Märchenreich versetzt.
So erscheint mir Konstantinopel immer sinnberückend, unver—
gleichlich, so oft ich im Nachen zwischen seinen Häuserreihen hingleite.
Aber sobald ich ans Ufer trete, versinkt das entzückende Bild, und ein
anderes von häßlichen Zügen grinst mich an. Es gibt nichts Widrigeres
als diese schmutzigen Gassen mit meistenteils elenden Häusern zu
beiden Seiten. Nur wenn man an einen der größern Plätze, der
vielen öffentlichen Brunnen kommt oder von einem erhöhten Punkte
aus die zypressenbesetzten Friedhöfe sich an den Abhängen hinziehen,
die Moscheentürme über hohe Baumwipfel emporragen sieht, wird man
wieder mit der Stadt versöhnt. Nach Adolf Friedrich Graf v. Schack.
329. Bethlehem.
Bethlehem! Wie es lieblich und majestätiseh zugleiech da—
liegt, fast grobartiger und stattlicher als das Bild, das wir von
ihm im Herzen trugen! auf schön geschwungenen Höhenrücken
zieht sich die Zeile seiner Häuser hin mit manchem mächtigen
Bau, mit Kirchen, Klöstern und Schulen. Im Innern freilich
sioht es nicht viel besser aus als in andern Städten Palästinas.
Die Häuser sind sehlecht und verwahrlost, die Gassen schmutzig
und so eng, dab das Ausweichen Schwierigkeit macht; aber
die Bewohner haben etwas Adeliges und Freies. Die buntgeklei-
deten Frauen genieben alten Schönheitsruf. Ihr Kopfschleier wallt
herab von einer hohen steifen Mütze, die ringsum mit groben
und kleinen Münzen benäht ist und von der zu beiden Seiten
noch zwei Münzenschnüre herabhängen. Die Bethlehemiter fer—
tigen aus Perlmutter, aus Olivenkernen und Olivenbolz, aus dem