Full text: [Teil 2 = 4. und 5. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 2 = 4. und 5. Schuljahr, [Schülerband])

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uncd Hausen das herrlichste Vasser aus stattlichen Brunnenröhren 
vor und in den Häusern. So war in jenem Siegesjahr auch auf 
der Alb ein alter Feind geschlagen und ein segensreicher Sieg 
erkämpft worden. 
Als die Kunde davon über die Alb hin flog, strömten von 
nah und fern Neugierige zusammen, um sich mit Augen und Mund 
von dem Gelingen des Werkes zu überzeugen; und jeder Besucher 
kehrte mit dem Vunsche zurück, nun auch in der eigenen Ge— 
meinde dieser Segnung teilhaftig zu werden. Das Vorurteil und 
das Mißtrauen gegen die Neuerung war überwunden. Eine Gruppe 
von Dörfern um die andere schlob sich an, und heute verbreitet 
sich über die ganze Alb hin ein Röhrennetz, das die edle Himmels- 
gabe, das frische, gesunde Trinkwasser, in alle Dörfer und Höfe, 
ja in jedes Haus und jede Stallung leitet. Schon von weitem er— 
blickt der Wanderer, wenn er sich einem der stattlichen Albdörfer 
nähert, in der Nähe auf einer Anhöhe eine wallartige Erhöhung 
mit einem Häuschen: es ist die Vorratssammer, von der aus die 
Gemeinde mit Wasser versorgt wird. 
Matthãus Mayer. 
149. Die Sage von der schönen Lau. 
Der Blautopf ist der grobe runde Kessel eines wundersamen 
Quells bei einer jãhen Felsenwand gleich hinter dem Kloster. Gen 
Morgen sendet er ein Flüßchen aus, die Blau, welche der Donau 
zufãllt. Dieser Teich ist einwärts wie ein tiefer Trichter, sein 
VWVasser ist von Farbe ganz blau, sehr herrlich, mit Worten nicht 
wohl zu beschreiben; wenn man es aber schöpft, sieht es ganz 
hell in dem Gefãb. 
Zu unterssst auf dem Grund saß ehemals eine Wasserfrau mit 
langen, fliebenden Haaren. Ihr Leib war allenthalben wie eines 
schöõnen, natürlichen Weibes, dies eine ausgenommen, dab sie zwi- 
schen den Fingern und Zehen eine Schwimmhaut hatte, blühweiß 
und zãrter als ein Blatt vom Mohn. Im Städtlein ist noch heut- 
zutage ein alter Bau, vormals ein Erauenkloster, hernach zu einer 
großen Wirtschaft eingerichtet und hieß darum der Nonnenhof. 
Dort hing vor sechzig Jahren noch ein Bildnis von dem Wasser- 
weib, trotz Rauch und Alter noch wohl kenntlich in den Farben. 
Da hatte sie die Hãànde kreuzweis auf die Brust gelegt, ihr An- 
gesicht sah weiblich, das Haupthaar schwarz, die Augen aber, 
welche sehr groß waren, blau. Beim Volk hieß sie die arge Lau
	        
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