WMWVSJJ '”Ç**1yeleæeæeæeæeseooeeeùkrrp [ x1 16567
135. Der Garten.
Von Fritz Gansberg.
9 Feute wollen wir hinaus in den Garten! Der Frühling ist
5 ja gekommen, und warme Luft zieht weich und lockend durch
Idie Straßen. Die Fenster stehen weit offen, und die Gar—
I dinen bewegen sich leise im Winde. Auf dem Markte werden
die ersten Frühlingskinder angeboten: Veilchen, Primeln,
Kätzchen, Dotterblumen, Marienblümchen und Narzissen oder
Osterblumen. Da dürfen wir nicht länger im Hause träumen. Lange genug
habhen wir ja hinterm Ofen gesessen und Märchen gelesen und gestrickt.
Nun packt die Bücher weg! Da mögen sie schlafen den ganzen Sommer lang!
Und nun schnell die Jacken an und die neuen Strohhüte auf!
Dann Schippe und Harke und Bindfaden und Messer und Schere
in den alten Kinderwagen hinein und Kartoffeln und Bohnen zum
Pflanzen! Faßt die Kleinen an der Hand! Auch Essen und Trinken
nehmt mit, einen tüchtigen Korb voll! — Alles fertig? — Dann kann's 15
losgehen!
Wirklich, der Frühling ist da! Wie schön ist's heute auf der
Straße! — Durchs Tor geht's! Überall schon grünes Gras und dicke,
braune, glänzende Knospen an den Kastanienbäumen! Da drüben im
Vorgarten blühen auch schon die Bixnbäume, und die kleinen Mandel- 20
bäumchen an beiden Seiten der Tür scheinen wie zwei Laternen mit rosa—
rotem Lichte. Und die Tulpen im Beete sehen aus wie rote, gelbe und
weiße Ostereier auf grünen Stengeln.
Da drüben ist schon der Park. Lang und grau schimmern die
Baumreihen noch heraus. Ehe das alles grün ist, hat's noch Zeit. Da 25
muß erst viel Sonne drauf geschienen haben, ehe sich die vorsichtigen
Knospen auftun, ehe sich die zarten, zusammengefalteten Blätter lang
machen und ihre grünen Finger in die warme Luft hinausstrecken. Aber
es ist nur gut, daß es so langsam geht — so haben wir noch die schöne
Zeit vor uns. Ach, da ist ja unser Garten! Seht nur die Hecken! 30
Ein grüner Schimmer liegt schon darüber wie ein dünner, grüner
Schleier. Das sind die vielen tausend kleinen Blattknospen, die sich schon
etwas aufgetan haben. Nicht lange, so brechen auch die Blütenknospen
auf, daß sich die Blütenblätter rot wie Korallen auseinanderwickeln
können. Die Gartentür muß aber wieder gestrichen werden. Staub und 35
Regen haben sie so schmutzig gemacht, daß von ihrer schönen, weißen
Farbe nichts mehr zu sehen ist. Auch das Gartenhaus muß angemalt
werden.
Nun wollen wir erst einmal den Garten in Ordnung bringen! Das
Papier muß aufgesucht werden. Die Wege müssen von Unkraut zJe— 40
säubert und geharkt, die losen Sträucher wieder angebunden und die
alten, verwelklen Blätter zusammengefegt werden. Nun das Garten—
10