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An den Wänden des Saales lagen die Kranken in ihren Betten.
Auch zu ihnen kam die Kaiserin, für jedes Kind hatte sie einen freund—
lichen Blick, ein herzliches, tröstendes Wort. Ein Bett trug die Inschrift:
„Freibett, von der Prinzessin Wilhelm an ihrem Geburtstag, dem
5 22. Oktober 1887, gestiftet. Darin lag ein armer Knabe, der aus
weiter Ferne gekommen war. Als die Kaiserin an sein Bett trat, richtete
er sich ein wenig auf, blickte seine Beschützerin mit seinen großen, braunen
Augen vertrauensvoll an, überreichte ihr einen duftenden Maiblumen—
strauß und sagte mit heller, deutlicher Stimme ein schönes Gedicht, das
10 mit den Worten schloß:
„Gott kröne dich mit Segen, geliebte Kaiserin!“
Und all die andern Kinder wiederholten laut, freudig und innig:
„Gott kröne dich mit Segen, geliebte Kaiserin!“
Die hohe Frau war tief gerührt von diesem Gruße. Es war still
15 geworden in dem großen Saale. Die Frauen und Männer vom Kaiser—
hof und aus der Berliner Bürgerschaft stimmten in ihrem Herzen mit ein
in den Kindergruß:
„Gott kröne dich mit Segen, geliebte Kaiserin!“
Ernst u. Tews, Deutsches Lesebuch für Mädchenschulen, II. Gekürzt.)
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304. Gelübde.
Von Hans Ferdinand Maßmann.
1. Ich hab' mich ergeben
mit Herz und mit Hand
dir, Land voll Lieb' und Leben,
mein deutsches Vaterland!
3. Will halten und gläuben
an Gott fromm und frei!
Will, Vaterland, dir bleiben
auf ewig fest und treu!
25 2. Mein Herz ist entglommen,
dir treu zugewandt,
du Land der Frei'n und Frommen,
du herrlich Hermannsland!
4. Ach, Gott, tu erheben
mein jung Herzensblut
zu frischem, freud'gem Leben,
zu freiem, frommem Mut!
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5. Laß Kraft mich erwerben
in Herz und in Hand,
zu leben und zu sterben
fürs heil'ge Vaterland!
Maßmann, Lieder für Knaben und Mädchen.
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