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sprach: „Es hat weder dieser gesündigt, noch seine Eltern." Er
nahm die Schuld weg, welche die Jünger dem Unglücklichen an¬
gedichtet hatten: er entschuldigte ihn. (Die Silbe „ent" drückt
ein Wegnehmen oder Entfernen ans.)
Als Jesus am Kreuze hing, betete er für seine Feinde:
„Vater, vergieb ihnen; denn sie wissen nicht, was sie thun."
Die Juden hatten eine große Schuld auf sich geladen. Jesus
hebt die Schuld uicht auf, aber er mildert sie. In diesem Falle
sagt man auch: Christus entschuldigte die Juden.
Hin. Association. Die Armen und Elenden werden oft hart be¬
urteilt. Ist jemand ins Unglück geraten, so sagt man, er habe
es selbst verschuldet, es konnte uicht anders kommen. Ist er
arm geworden, so sagen die Menschen, er habe wohl ver¬
schwenderisch gelebt: ist er krank geworden, so spricht man, er
habe seinen gesunden Körper durch einen schlechten Lebenswandel
zerstört. — Manchmal haben die Leute, welche verleumdet
werden, wirklich Fehler an sich; man übertreibt aber dieselben.
Sollen wir das nun ruhig mit anhören? Nein. Wir sollen
thun, was wir können und die Schuld vou dem Verleumdeten
hinwegnehmen oder doch seine Fehler milde beurteilen.
IVa. System. Sprüche 31, 8: Thue deinen Mund auf für die
Stummen und für die Sache aller, die verlassen sind.
Va. Methode. Die Richter bestrafen nicht alle Vergehen und Ver¬
brechen gleich streng. Sie entschuldigen oft. Man sagt: Sie
nehmen mildernde Umstände an. Beispiel: Ein Bettler begeht
einen Diebstahl aus Hunger. Der Hunger ist ein mildernder
Umstand für das Vergehen.
Suche Entschuldigungsgründe für folgende Fälle: 1. David
log, als er zum Priester Ahimelech floh; 2. ein Kind hatte die
Eltern früh verloren und war liederlich geworden; 3. ein Mann
hatte im Zorn einen andern beleidigt; 4. Esau sprach: Ich will
meinen Bruder erwürgen.
Wende das Sprichwort an: Verzeihe dir nichts und an¬
dern viel!
Ilk Jonathan und David. Saul wollte David töten. Jonathan
aber sprach: „Es versündige sich der König nicht an seinem
Knechte David; denn er hat keine Sünde wider dich gethan und
sein Thun ist dir sehr nütze." So redete Jonathan Gutes von
Seidel, Das vierte Schuljahr. g