fullscreen: Das Mittelalter (Teil 2)

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alters geworden. War die karolingische Blütezeit auch nicht von Dauer, immerhin 
blieben die karolingischen Einrichtungen Grundlage für die Folgezeit. Im späteren 
Mittelalter, als die Pariser Universität den geistigen Mittelpunkt des christlichen Abend- 
landes bildete, rühmte man von Karl dem Großen, er habe den Sitz der Studien von 
Ufotii nach Paris verpflanzt. 
X) Kunst. 
Die karolingische Renaissance verrät sich auch auf dem Gebiete der 
Kunst. Kirchliche und weltliche Bauten erhoben sich nach dem Muster 
italienischer Bauwerke in Rom und Ravenua und nach den Regeln des 
Vitruv; so die Marienkirche in Aachen, die (noch erhaltene) karolingische 
Kapelle in Nymwegen, die Kirche zu Michelstadt im Odeuwalde, so die 
Paläste zu Aachen, Ingelheim, Nymwegen, Tribur. Malerschuleu er¬ 
standen im westlichen wie im östlichen Teile des Reiches, welche in der 
Wandmalerei, namentlich aber in der Buchmalerei Bedeutendes leisteten. 
Wie die Schriftsteller der Karolinger Zeit ihren klassischen Vorbildern oft wört- 
liche Stellen entlehnten, ähnlich wurden für die karolingischeu Bauten Säulen und 
Ornamente von alten Bauwerken Italiens bezogen. 
Den Brauch, Pergameuthandschriften zu illustrieren, hat die Karolinger Zeit 
-ebenfalls aus dem klassischen Altertum herüber genommen. Die oft köstlichen Minia- 
tinreit (von miniurn = Mennig) zählen zu den schönsten Erzeugnissen mittelalterlicher 
Mönchskunst-. 
* Als Karl im Jahre 781 (f. S. 44) in Rom weilte und hier Papst Hadrian I. den 
Königsfehn Pippin aus der Taufe hob, begann Godefcalc im Auftrage Karls und 
zum Andenken an jene Feier ein Wunderwerk der Kalligraphie, das auf Purpur- 
Hergament mit Gold und Silber geschriebene Evangelium. Ihren Höhepunkt erreichte 
die karolingische Miniaturmalerei unter Karl dem Kahlen. 
Karls Tod — sein Bild in der Geschichte nnd'Sage. Be¬ 
reits hatte der Kaiser seine tüchtigsten Söhne, Pippin und Karl, durch den Tod 
verloren. Als auch er sein Ende nahe fühlte, erhob er seinen Sohn Ludwig 
zum Kaiser und Mitregenten. Wenige Jahre später, am 28. Januar 814, 
starb Karl zu Aachen im Atter von 70 Jahren und wurde in der von 
ihm daselbst gegründeten Marienkirche beigesetzt. 
Schon seinen Zeitgenossen galt Karl als der große Kaiser, und in der That 
verdienen wenige Herrscher in demselben Maße wie er den Beinamen des Großen. 
Seine Regierung bildete den Abschluß der durch die germanische Wanderung und 
die fränkische Reichsgrüuduug eingeleiteten Neugestaltung des Abendlandes und ist zu- 
gleich bestimmend geworden für die fernere Entwickeluug der germanischen und der 
romanischen Völker. Beide Volksgruppen streiten sich denn auch um die Ehre, Karl 
den ihrigen nennen zu dürfen, beide haben fein Bild in der Karl sage dauernd fest- 
■gehalten, beide mit seinem Namen nicht bloß ältere Reichseinrichtungen 
(3. B. Gottes- und Landfrieden), fondern auch die bedeutenderen Ereignisse der
	        
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